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Margrits Kolumne: Kastenstände: Drama ohne Ende

Foto: © Compassion in World Farming

Es gibt Erfindungen und Entwicklungen, die hilfreich sind, aber auch solche, die man schlicht als Teufelswerk bezeichnen möchte. Zu dieser Kategorie gehört der sogenannte Kastenstand für Schweine, in dem ein Ausstrecken der Gliedmaßen im Liegen nicht möglich ist, die Maße gerade mal 200 x 65 cm betragen und das Ganze ohne Skrupel weder als stressfördernd noch gesundheitsschädigend bezeichnet wird.

Ein Kastenstand wird als „Vorrichtung zum Schutz neugeborener Ferkel vor den Bewegungen ihrer Mutter“ bezeichnet. Besitzt die arme Sau auch noch gute Muttereigenschaften, so könnte zudem der deutsche Ferkelerzeuger gefährdet werden, weil das Muttertier wegen fehlender technischer Trennung zum Schutz der kleinen Schweinchen vielleicht auf ihn losgeht. Zwei Gründe, die auf den ersten Blick einleuchtend scheinen. Wie aber sieht es in anderen Ländern aus?

In der Schweiz ist die Fixierung seit 1997 für maximal 10 Tage erlaubt, in den Niederlanden seit 1998 für maximal 4 Tage, in Österreich seit 2013 für höchstens 10 Tage, in Dänemark seit 2015 für 3 Tage und in Großbritannien ist es seit 1991 nicht zugelassen. In Deutschland verbringt das arme Schwein fast die Hälfte seines Lebens in so einem Folterkasten.

Am 15. Mai 2020 wurde wieder einmal die Entscheidung über eine Änderung vertagt. Doch wenn dieses Drama irgendwann zu Ende geht, wie sieht dann das Ergebnis aus? Wird tatsächlich der Metallkäfig zum alten Eisen geworfen? Würde es den Niedergang der deutschen Ferkelerzeugung bedeuten, wenn auf die Leiden und Schmerzen der Tiere beim Atmen, Verdauen sowie das Herz- und Kreislaufversagen wegen fehlender Bewegung Rücksicht genommen würde?

Im Klartext: Wird künftig darauf verzichtet, in möglichst kurzer Zeit auf möglichst kleinem Raum möglichst viele Ferkel mit möglichst großem Gewinn zu produzieren?

Dann, aber nur dann hätte unser Glückssymbol auch einmal Schwein gehabt.

Margrit Vollertsen-Diewerge, © Mai 2020