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Margrits Kolumne: Lebendiges Werkzeug

Sie heißen BALB/C, 129SVE oder TF3738 und man bekommt 25 % Rabatt, wenn man etliche von ihnen bestellt und den promo code „InThisTogether“ angibt. Der Werkzeugkasten enthält mehrere „Mausmodelle“, mit denen man angeblich den Corona-Virus erforschen kann.

Erzeugt wird dieses „lebendige Werkzeug“ in Leverkusen bei einem der weltweit größten Hersteller von genetisch veränderten Nagetieren, Taconic Biosciences GmbH. So steht dem wirtschaftlichen Niedergang vieler Unternehmen als Folge von Corona die Hochkonjunktur jener Firmen gegenüber, die an der „knockout mouse“ verdienen, bei der man angeblich eine Krankheit erzeugen kann, die sie von Natur aus niemals bekommen würde.

Da wird die Erinnerung an 2002 wach, als die damalige Pandemie SARS-CoV (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom) die ersten Opfer forderte, und an 2012, als MERS-CoV (Middle East Respiratory Syndrome) auftauchte. „Trotz unzähliger Tierversuche über mehr als 17 Jahre gibt es heute weder ein Medikament noch einen Impfstoff, was sicherlich auf die mangelnde Übertragbarkeit der Ergebnisse von Tierversuchen auf den Menschen zurückzuführen ist,“ sagt Dr. rer. nat. Dilyana Filipova, Genetikerin. Denn was bei Tieren ein harmloses Virus ist, wird durch die Übertragung auf den Menschen zur tödlichen Gefahr.

Jetzt müsste eine Institution oder eine Privatperson vor Gericht gehen und klären lassen, warum die Milliarden von Steuergeldern zu 99 % in Tierversuche gesteckt werden, ohne dass wirksame Impfstoffe oder Medikamente entwickelt werden. Die tierversuchsfreien, humanbasierten Forschungsmethoden des 21. Jahrhunderts wie menschliche 3D-Lungenmodelle und Multi-Organ-Chips werden dagegen mit nicht einmal 1 % der Gelder gefördert – wie würde dieser Prozess ausgehen? Und wie würde die Nachwelt darüber urteilen?

Margrit Vollertsen-Diewerge © Mai 2020