Versuchstier des Jahres

Grusswort: „Um diese Tests zu beenden, müssen wir konsequent umdenken!“

Die Schweizer Tierärztin und Juristin Dr. Julika Fitzi ist die Schirmherrin des diesjährigen Versuchstiers des Jahres. Sie mögen jetzt fragen: Warum eine Schweizerin? Die Antwort ist einfach: Weil Julika Fitzi genau weiß, wovon sie spricht. Und weil wir so aufzeigen können, dass Ländergrenzen beim Thema Tierversuche keine Rolle spielen. Denn: Der Auftrag für die Beagle-Versuche am Tierversuchslabor LPT ging von einer Schweizer Firma aus.

Julika Fitzi betreut die Fachstelle Tierversuche beim Schweizer Tierschutz (STS) und leitete über viele Jahre den Hunde-Bereich. Sie kennt einige Tierversuchslabore in der Schweiz von innen, da sie diese besucht und sich bemüht, Verbesserungen für die Tiere zu erreichen. Doch trotz dieses professionellen Zugangs gibt es auch bei ihr Bilder, die sie nicht mehr aus ihrem Gedächtnis löschen kann:

Todgeweihte Beagle-Welpen
„Ich habe heute noch die Bilder zweier Gruppenhaltungen mit je sieben Beagle-Welpen in Erinnerung. Sie waren 5 bis 8 Wochen alt, kamen gerade aus den USA und sollten sich in ihre neue, wenig angereicherte Umgebung in der Labortierhaltung einleben. Sie spielten vergnügt miteinander. Doch ich wusste: In wenigen Wochen wird man mit ihnen Tierversuche durchführen. Angst, Schmerz und Leid werden dann für sie zur Tagesordnung gehören. Sie werden das Gebäude nicht mehr lebend verlassen. Doch ich konnte nicht viel für sie tun, denn der Einsatz der Hunde in Versuchen war legal.“

Leid ohne Sinn
Obwohl Julika Fitzi als Tierärztin täglich mit psychischen und physischen Belastungen durch Versuche aller Schweregrade mit Tieren konfrontiert ist, denkt sie viel über Bilder wie diese nach: “Gerade Hunde werden häufig in Giftigkeitstests eingesetzt. Diese Tests sind sehr belastend für die Tiere – und sie enden stets tödlich. Dieses große Leid ergibt keinen Sinn. Die Ergebnisse sind, wie wir heute wissen, auch wissenschaftlich in Bezug auf die menschliche Gesundheit kaum aussagekräftig. Als ich im letzten Herbst die Bilder der Beagles aus dem LPT-Labor sah, hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass trotz der geltenden Tierschutzbestimmungen Hunden solche Qualen zugemutet werden. Tiere wissentlich und entgegen jeglicher Richtlinien unter dem Deckmantel der Wissenschaft derart zu missbrauchen, ist mit nichts zu rechtfertigen!“, kritisiert Fitzi.

Hundeversuche ins Ausland verlagert
Bis 2015 wurden in der Schweiz jährlich mehrere hundert Hunde in Giftigkeitstests und für die Entdeckung, Entwicklung und Qualitätskontrolle eingesetzt – seit 2016 aber praktisch nicht mehr. Auch gibt es in der Schweiz kaum noch Hunde in den Versuchstierhaltungen der Pharmaindustrie. Da die gesetzlich vorgeschriebenen Tierversuche und die Giftigkeitstests global betrachtet jedoch kaum rückläufig sind, liegt es nahe, dass diese Tests nun im (günstigeren) Ausland stattfinden. Auch das vereinfachte Bewilligungsverfahren spielt bei der Auslagerung von Tierversuchen mit rein. Es erstaunt daher nicht, dass der Auftrag für die Beagle-Versuche am LPT von einer Schweizer Firma ausging.

Die diesjährige Schirmherrin des Versuchstiers des Jahres Dr. Julika Fitzi leitete über viele Jahre den Hunde-Bereich beim STS. Die französische Bulldogge übernahm sie vor 5 Jahren als Tierschutzfall.

Konsequent umdenken
„Doch leider können wir diese Versuche nicht beenden, solange sie gesetzlich vorgeschrieben sind bemerkt Fitzi und fordert: „Um die leidvollen Tests wirklich zu beenden, muss endlich konsequent umgedacht werden. Die Fördermittel müssen umverteilt werden, weg vom Tierversuch, hin zu tierfreien Ersatzmethoden. Bis dahin brauchen wir Transparenzregeln für alle, die schwerbelastende Tierversuche durchführen – auch im Ausland. Und es müssen endlich konsequente Abbauziele für diese leidvollen Tierversuche definiert werden!“