Margrits Kolumne

Margrits Kolumne: Mücken – töten oder tolerieren?

Wer im vergangenen Jahrhundert mit dem Auto von München nach Hamburg fuhr, musste unterwegs die Scheiben putzen, denn tote Mücken klebten zu Dutzenden daran und behinderten die Sicht. Heute bleibt die Frontscheibe klar – die Mücken werden rar. Zwar reichen sie noch zur Lebenserhaltung der Schwalben, die auch immer seltener werden, aber selbst an lauen Sommerabenden sieht man kaum noch viele dieser stechenden Insekten. Kann man überhaupt noch reinen Gewissens Mücken totschlagen?

In manchen Ländern sind Mücken wahre Killer. Auf der Liste der „reiseassoziierten Infektionskrankheiten“ steht das „Chikungunya-Fieber“. Es wird von der Asiatischen Tigermücke (Stegomyia albopicta) übertragen und kommt vor allem in Afrika und Indien vor. Auf Sizilien übertragen Sandmücken die Leishmaniose auf Mensch und Tier. Die Anopheles-Mücke ist Verursacherin des Sumpffiebers, das auch als Malaria bekannt ist.

Das Dengue-Fieber, an dem jährlich rd. 400 Millionen Menschen (Zahl geschätzt) erkranken, gilt als die von Mücken am meisten verbreitete Krankheit der Welt. Es wird von der Aedes-Mücke übertragen, die tagaktiv ist und für die der Mensch ausschließlich als „Reservoir“ dient. Bevölkerungsdichte und der Klimawandel begünstigen die Ausbreitung des Fiebers.

Die Aedes aegypti, die ägyptische Tigermücke, überträgt durch ihren Stich das Gelbfieber. Zwar kommt bisher diese Mückenart in Deutschland nicht vor, das Gelbfieber ist aber seit den 1980er Jahren im Vormarsch und wird deshalb als „re-emerging disease“, also als „eine sich wieder ausbreitende Krankheit“ bezeichnet.

Die winzigen, harmlos aussehenden Tierchen sind weltweit verbreitet und werden bereits bei einer Temperatur von plus zehn Grad munter. Wird der Frühling mild und feucht, werden die werdenden Mücken-Mütter stechen. Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich mich wehre?

© Februar 2020 Margrit Vollertsen-Diewerge