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7. Februar 2020: EU-Tierversuche: Deutschland an zweiter Stelle

Mindestens 22 Millionen Tiere mussten 2017 in Europa für die Wissenschaft leiden und sterben. Nach Großbritannien steht Deutschland damit an zweiter Stelle bei den Tierversuchshochburgen in Europa. Das ist das traurige Fazit aus den aktuellen Berichten der EU-Kommission. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte fordert ein sofortiges Einlenken sowie eine massive Steigerung der Forschungsgelder für moderne, tierleidfreie und humanbasierte Verfahren. Skandale, wie jener um das LPT Labor in Hamburg zeigten, dass es ein „Weiter so“ nicht geben dürfe.

Mit einiger Verspätung veröffentlichte die EU-Kommission diese Woche ihren Bericht zu den Versuchstierzahlen der EU-Mitgliedsstaaten der Jahre 2015 bis 2017. Demnach sind in der EU fast 10 Millionen Tiere eingesetzt und getötet worden, 2017 waren es fast 9,4 Millionen. Ungefähr 11 Prozent der Tiere litten dabei immer noch in schwer belastenden Versuchen. Gegenüber der letzten Statistik von 2011 (knapp 11,4 Millionen) ist zwar ein leichter Rückgang zu erkennen, allerdings sind die Zahlen aufgrund unterschiedlicher Erfassungsmethoden nicht direkt vergleichbar.

Keine Einsicht erkennbar
Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist erschüttert, dass die Zahlen nach wie vor so hoch sind, obwohl es höchste Zeit für eine Abkehr vom veralteten Konzept Tierversuch ist. Immer noch teilen sich Deutschland (Platz 2), Frankreich (Platz 3) und Großbritannien (Platz 1) die Spitze als Tierversuchshochburgen. In diesen drei Ländern wurden 2017 wiederholt mehr als die Hälfte der 9,4 Millionen Tiere eingesetzt. Deutschlands Anteil beträgt dabei 19 Prozent.

22 Millionen Tiere starben im Jahr 2017
Die im Bericht aufgeführten 9,4 Millionen umfassen dabei nur die Tiere, die erstmals in Versuchen eingesetzt wurden. Solche, die nur zur Weiterzucht oder mehrfach in Versuchen eingesetzt wurden, für die Entnahme von Organen getötet oder bei der Herstellung genetischer Mutanten nicht die gewünschten Merkmale aufwiesen, tauchen in diesen Zahlen nicht auf. Aus dem Bericht geht jedoch hervor, dass 2017 zusätzlich fast 12,6 Millionen Tiere gezüchtet und getötet wurden, ohne in Versuchen verwendet worden zu sein. Für 2017 lässt sich somit eine Gesamtzahl von mindestens 22 Millionen Tieren ermitteln, die für die Wissenschaft sterben mussten.

Am häufigsten leiden Mäuse, Ratten und Fische
Ungefähr 88 Prozent der verwendeten Tiere waren Mäuse, Ratten und Fische. Viele davon waren genetisch verändert. Der Anteil gentechnisch veränderter Tiere steigt stetig an. Dies spiegelt den Trend wider, immer neue tierische Krankheitsmodelle zu „erfinden“ anstatt in humanrelevante Forschungsmodelle zu investieren. Die großen Verlierer sind hier die Mäuse, die mit über 70 Prozent den größten Teil der genetisch veränderten Tiere ausmachen. Die Zahl der nicht-menschlichen Primaten stieg in den Jahren 2015 bis 2017 leicht an, während Versuche an Hunden und Katzen leicht zurückgingen.

Umkehr ist überfällig
„Es ist beschämend, dass Deutschland zu den Spitzenländern bei den Tierversuchszahlen zählt. Seit Jahren stagnieren die Tierversuchszahlen bei uns auf hohem Niveau. Der Forschungsstandort Deutschland muss endlich eine Vorbildfunktion einnehmen und Schrittmacher für eine innovative, humanrelevante und zukunftsträchtige Wissenschaft werden. Dies ist nur mit einer massiven Steigerung der Forschungsgelder für moderne tierfreie Techniken möglich – sowohl auf nationaler, als auch auf europäischer Ebene,“ fordert die Biologin Carolin Spicher, Fachreferentin beim Bundesverband Menschen für Tierrechte.

Beitragsfoto: Foto: svet110/ Fotolia.com

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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Erkrath (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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