Margrits Kolumne

Margrits Kolumne: Das Wunder von 2020

Ein wirklich eindrucksvolles Foto. Drei sympathische Wissenschaftlerinnen, die gemeinsam an einem Tisch sitzen: Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Dilyana Filipova und Katharina Feuerlein, beide vom Verein „Ärzte gegen Tierversuche“. Vor
ihnen auf dem Tisch die weißen Unterschriftslisten, zu Päckchen zusammengebunden mit blauen Schleifen. Im Hintergrund auf den farbigen Glasfenstern des Rathauses, das auf mehr als 4.000 Eichenpfählen erbaut ist, der Reichtum der Freien und Hansestadt Hamburg: Meer und Segelschiffe, Fahnen und Boote, der Michel und mehr.

In dieser historischen Umgebung ist der Umgangston freundlich. Den 32.000 Unterschriften stehen 32 Millionen Euro für ein neues Tierversuchslabor gegenüber, das in Hamburg-Eppendorf bereits im Bau ist. Gefordert wird eine Umwidmung dieser Einrichtung. Statt der Tiere sollten innovative Entwicklungen wie Multi-Organ-Chip und moderne humanbasierte Forschung Einzug halten.

Die Wissenschaftssenatorin zeigt sich interessiert, ist offen für den Vorschlag, Hamburg zum Pionier der tierversuchsfreien Forschung zu machen. Sie verweist auf die neue 3R-Professur,
die sich dem „reduce, refine, replace“ widmet. Doch schon da zeigt sich der entscheidende Unterschied. „Ein falsches System muss nicht reduziert und verfeinert, sondern abgeschafft werden,“ kommentiert die Ärztin Feuerlein: „Tierversuche sind wissenschaftlich unsinnig.“

Eine gehörige Portion Optimismus ist nötig, um an die Umsetzung der Versprechungen von
Politikern zu glauben. Manchmal jedoch geschehen Wunder. Vielleicht heißt es in der Freien
und Hansestadt Hamburg 2020 tatsächlich „für tierversuchsfreie Forschung freie Fahrt voraus“!

© Dezember 2019 Margrit Vollertsen-Diewerge