Foto: pixabay
Margrits Kolumne

Margrits Kolumne: Trotz Forschungsturbo, kein Ausbau der tierversuchsfreien Forschung in Bayern

Glückliches Bayern! Hast du doch einen Ministerpräsidenten, der nicht nur an die Wirtschaft, sondern auch an die Wissenschaft denkt und sagt: „Wir zünden den Forschungsturbo!“ Tausend neue Professuren, 20 neue Forschungszentren, zwei Milliarden in vier Jahren sollen dich nach vorne bringen, nachzulesen unter „Region und Bayern“ (NÜRNBERGER NACHRICHTEN) vom 11. Oktober 2019, in allen Einzelheiten zu Papier gebracht von Roland Englisch.

Demnach werden deine Bürger, falls sie eine Prostata-OP brauchen, vom „DaVinci-OP-Roboter“ operiert. „Den Freistaat in die Zukunft beamen“ will Markus Söder und denkt dabei an ein KI-Netz, das sich über dich spannen wird mit Knotenpunkten etwa in Würzburg, Ingolstadt oder Erlangen. Beeindruckende Beispiele dafür, was alles mit den zwei Milliarden Euro gemacht werden soll.

Eines aber sucht man vergeblich: Den Mut zu einem Paradigmenwechsel. Man
liest, dass die Landeshauptstadt ein „klares Zentrum des KI-Districts Bayern“ werden soll. Warum werden Multi-Organ-Chips, Mini-Organe, Zellkulturen
etc. ausgeklammert?

„Der dickste Brocken der Forschungsmittel wird wieder nach München fließen“
schreibt Roland Englisch. Doch es gibt auch noch andere „Volluniversitäten“ in Bayern: Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, die Universität Regensburg und die Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Ein Lehrstuhl für tierversuchsfreie Forschung kann nämlich nicht von der Universität selbst, sondern nur von der Politik eingerichtet werden. Das wäre dann nicht „kleckern und klotzen“, sondern wissenschaftlich und weitsichtig und würde deine medizinische Forschung tatsächlich „in eine moderne Zukunft katapultieren“. Doch wie es jetzt aussieht, bist du, viel beneidetes Bayern, davon noch Lichtjahre entfernt.

© Margrit Vollertsen-Diewerge 20. Oktober 2019