Im Rahmen der diesjährigen Botox-Aktionswoche (1) vom 13. Juni bis 19. Juli hat der Bundesverband Menschen für Tierrechte den deutschen Botox-Hersteller Merz angeschrieben und um Auskunft über sein derzeitiges Engagement für den Ersatz von Tierversuchen gebeten. Zusammen mit den rund 40.000 Unterstützern der aktuellen Petition (2) wollte der Tierrechtsverband wissen, was das Unternehmen inzwischen unternommen hat, um alle Botox-Tierversuche zu beenden.
Trotz existierender Alternativen werden noch immer Mäuse in qualvollen Produktsicherheitstests eingesetzt. Deshalb ruft der Bundesverband Menschen für Tierrechte die Wissenschaft sowie die kosmetische und pharmazeutische Industrie dazu auf, auch hierfür tierleidfreie Tests zu entwickeln. Die meisten Hersteller des Botulinumtoxins für die Faltenbehandlung und verschiedene medizinische Indikationen haben in den letzten Jahren tierversuchsfreie Verfahren mit menschlichen Zellen entwickelt, um die qualvollen LD50-Tests (3) mit Mäusen für die Testung ihrer Botox-Produkte zu beenden.
Tierversuche trotz tierfreier Tests
Mit den neuen tierleidfreien Tests können jedoch nur 80 bis 85 Prozent der ursprünglichen Tierversuche bei den Chargenprüfungen ersetzt werden. Die übrigen 15 Prozent dienen in sogenannten Bulktests, also Tests an Halbfertigware oder noch nicht formuliertem Wirkstoff vor Abfüllung (4). Diese Versuche werden vom europäischen Arzneibuch vorgeschrieben. Hinzukommen Re-Validierungstests sowie bei der außereuropäischen Vermarktung der Produkte, wo das existierende Ersatzverfahren für die LD50-Mäuseversuche noch nicht anerkannt ist.
Um den gegenwärtigen Entwicklungsstand zu eruieren, hat der Tierrechtsverband den deutschen Hersteller Merz zum Stand der Entwicklung befragt und auf die rund 40.000 Unterstützer seiner aktuellen Petition hingewiesen. Merz hat inzwischen den Eingang der Fragen bestätigt und eine Beantwortung zugesagt.
(1) An der EU-weiten Aktionswoche gegen Botox-Tierversuche, die von der Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE) organisiert wird, beteiligen sich Gruppen aus ganz Europa. Die Botox-Aktionswoche wird seit mehreren Jahren durchgeführt, um auf das Leid von Mäusen in LD50-Tersts und noch fehlende Verfahren aufmerksam zu machen. Während dieser Zeit haben die Firmen Allergan, Merz und Ipsen tierversuchsfreie Tests zur Chargenprüfung entwickelt. Zwei sind bereits anerkannt und werden angewendet.
(2) Der Bundesverband Menschen für Tierrechte hat eine Unterschriftenkampagne ins Leben gerufen, um die Wissenschaft sowie die kosmetische und pharmazeutische Industrie dazu aufzurufen, auch für die verbleibenden Untersuchungen tierleidfreie Tests zu entwickeln. Die Unterschriftenaktion finden sie unter: www.change.org
(3) Beim LD50-Test wird den Mäusen das Nervengift in verschiedenen Verdünnungen in die Bauchhöhle gespritzt, um die Konzentration zu ermitteln, bei der die Hälfte der Tiere stirbt. Die Tiere leiden bis zu vier Tagen unter qualvollen Krämpfen und ersticken letztlich, da das Gift zu einer Atemlähmung führt.
(4) In sogenannten Bulktests an der Maus wird der in der entsprechenden Formulierung gelöste Wirkstoff zur Abfüllung bei der Herstellung des Fertigprodukts überprüft. Die Ersatzverfahren dürfen dagegen nur für die Chargenprüfung genutzt werden, um Stabilität und Konzentration in homöopathisch kleinen Dosen zu testen.
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Erkrath (früher Aachen) sind über 60 Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aud dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.