Um die Erträge in der Schweinezucht zu steigern, werden Sauen mit dem Hormonpräparat PMSG 1 behandelt. Für die Produktion des Hormons werden in Südamerika und auf Island trächtige Stuten zur Ader gelassen – eine grausame und oft tödliche Prozedur.
PMSG ist ein großes Geschäft.
Europäische Pharmaunternehmen verkaufen das Hormonpräparat an Schweinezüchter, um die „Ferkelproduktion“ industriell zu takten. Allein in Deutschland werden über zwei Millionen Muttersauen zweimal jährlich mit PMSG behandelt. Das Hormon lässt die Muttersauen gleichzeitig brünstig werden, die Geburten laufen auf wenige Stunden genau synchron ab. Das Hormon PMSG wird von fetalen Zellen gebildet und findet sich vom 40. bis 140. Tag im Blut trächtiger Stuten. Die Animal Welfare Foundation (AWF) und der Tierschutzbund Zürich haben 2015 die grausame Gewinnung von PMSG aufgedeckt.
Blutentnahme bis zum Tod
In Südamerika, hauptsächlich in Argentinien, Uruguay und Chile, aber auch auf Island werden zehntausende trächtige Stuten in abgelegenen Gebieten gehalten. Sie erhalten keinerlei medizinische Versorgung und sind auf den Farmen sich selbst überlassen. Regelmäßig werden die halbwilden Tiere zur Blutentnahme getrieben. Videoaufzeichnungen zeigen, wie die Stuten mit großen Holzscheiten systematisch auf den Kopf geschlagen oder zur Blutentnahme mit elektrischen Treibern durch enge Gänge getrieben und getreten werden. Um schnell eine große Menge Blut zu bekommen, werden besonders dicke Nadeln verwendet. Da den Stuten rund zehn Liter Blut pro Woche abgenommen werden, leiden sie unter Blutarmut, sind geschwächt und können Kreislaufzusammenbrüche erleiden. Viele sind abgemagert und apathisch. Laut AWF sterben rund 30 Prozent der Stuten an den Folgen der Blutentnahme. Lässt die Konzentration des Hormons im Blut der Stuten nach, werden überlebende Föten mechanisch „per Hand“ abgetrieben. Bei diesen Eingriffen sterben viele Stuten nach einem oft langen Todeskampf. Falls nicht, werden sie so schnell wie möglich erneut gedeckt. Unfruchtbare Tiere werden geschlachtet.
Nötig ist ein Importstopp
Laut eines Vertreters des zuständigen Ministeriums in Uruguay gab es zur Zeit der Recherche keinerlei gesetzliche Vorschriften oder Kontrollen für die Blutproduktion. Eine Überprüfung, ob Tierschutzstandards eingehalten werden, ist somit praktisch nicht möglich. Es gibt lediglich ein untaugliches Handbuch, das beispielsweise Abtreibungen weiterhin erlaubt. Tierschutzorganisationen, das EU-Parlament und die deutsche Agrarministerkonferenz fordern unisono die Einhaltung europäischer Tierschutzstandards beziehungsweise einen Importstopp sowie den Einsatz synthetischer Alternativen. Doch dies soll nach Aussage des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) nicht möglich sein. Um das Leid der Stuten tatsächlich zu beenden, darf das Hormon nicht mehr angewendet werden. In Bio-Betrieben ist der Einsatz von PMSG nicht ohne Grund verboten. Das Hormon ist doppelt grausam. Denn eine Nebenwirkung von PMSG ist, dass mehr Ferkel geboren werden als das Muttertier versorgen kann. Die überzähligen Tiere werden getötet oder verhungern. Auch dies macht Schweinefleisch zum Qualprodukt.