Industrielle Tierhaltung

Das Leid der sogenannten „Nutztiere“

Damit Menschen Fleisch, Milch und Eier konsumieren können, leiden und sterben täglich Millionen von Tieren. Rund eine Millionen Hühner, 110.000 Schweine und 80.000 Rinder werden täglich allein in Deutschland geschlachtet. Viele Menschen ereifern sich über eine schlechte Behandlung von Haustieren, akzeptieren aber kritiklos, dass die sogenannten „Nutztiere“  wie Hühner, Schweine und Kühe tagtäglich in Zuchtanlagen, Mastställen und Schlachthäusern großes Leid ertragen müssen. Die Tierhaltung von heute hat nichts mehr mit dem Bauernhofidyll zu tun, das die Produktverpackungen ziert. Um wirtschaftlich produzieren zu können, wurde die (Aus-)Nutzung der Tiere in speziellen Aufzucht-, Mast- und Schlachtbetrieben perfektioniert. Die Tiere sind nur noch Kennzahlen in einem industriellen Produktionsprozess,

Hühner: Qualzucht zur Profitmaximierung
Die Tiere werden in diesen industriell geprägten Haltungssystemen zu widernatürlichen Höchstleistungen gezwungen – mit gravierenden gesundheitlichen Folgen. Damit beispielsweise „Masthühner“ in etwa 33 Tagen „schlachtreif“ sind, hat man besonders schnell wachsende Mastlinien mit einem hohen Brustfleischanteil gezüchtet. Diese Tiere sind so qualgezüchtet, dass sie überhaupt nicht mehr lebensfähig sind. Etwa 13 Millionen Hühner sterben schon vor dem Ende der Mast, weil Beine, Herz und Lunge mit dem extremen Fleischzuwachs nicht mithalten können. Viele Tiere leiden unter schmerzhaft verkrüppelten Beinen.

Aggressionen und Verhaltensstörungen
Die Hühner werden als Küken in riesige Mastanlagen mit 40.000 und mehr Artgenossen „eingestallt“. Hier bleiben sie nun für die wenigen Wochen, die sie zu leben haben. Die Einstreu wird in der ganzen Zeit nicht mehr gewechselt. Die drangvollen Enge führt zu Aggressionen und Verhaltensstörungen. Das Krankheitsrisiko ist hoch. Damit sie diese Haltungsbedingungen möglichst überleben, wird fast jedes Masthühnchen während der kurzen und tierquälerischen Mast mit Antibiotika behandelt. Aus diesem Grund ist ihr Fleisch auch oft mit multiresistenten Keimen kontaminiert.

Puten: Organismus Wachstum nicht stand
Ähnlich sieht es bei den Puten aus. Wie die „Masthühner“ werden die lauf- und flugfreudigen Puten in riesigen Mastanlagen wenige Wochen gemästet. Durch züchterische Selektion besteht die „Mast-Pute“ heute zu etwa 40 Prozent aus Brustfleisch. Dem ist der Organismus des Tieres nicht gewachsen: Gegen Ende der Mast kauern die Tiere mit entzündeten Gelenken und verkrüppelten Beinen, schmerzgeplagt und krank in ihren Fäkalien. Nach Schweizer Untersuchungen leiden achtzig Prozent der Mastputen unter leichten bis schweren Verformungen der Beine und schmerzhaften Gelenkentzündungen. Der ständige Einsatz von Antibiotika und anderen Pharmaka wie Histomoniska und Kokzidiostatika verhindern nicht, dass viele Puten noch vor Ende der Mast an Atemnot, Infektionskrankheiten oder Herz-Kreislauf-Versagen sterben. Wochen vor dem Schlachttermin können sich die meisten Tiere kaum noch bewegen und vegetieren in der feuchten Einstreu nur noch dahin.

Schweine vegetieren in überfüllten Buchten
Die meisten Schweine in Deutschland werden in industriell geprägten Mastanlagen mit bis zu 60.000 Tieren gehalten. Sie sehen niemals Tageslicht und vegetieren in überfüllten strukturlosen Buchten mit Betonspaltenböden ohne Stroh und Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Tiere haben weder Auslauf noch Suhl- und Scheuermöglichkeiten. Diese unnatürliche Haltung führt zu Gelenk- und Muskelkrankheiten, Kreislaufschwäche, schmerzhaften Druckstellen, Hautabschürfungen und Verletzungen an den Klauen. Die Langeweile und der Stress in der Enge rufen bei den intelligenten Tieren Verhaltensstörungen hervor, die bis hin zum Kannibalismus reichen.

Betäubungslos kastriert
Um zu vermeiden, dass das Fleisch männlicher Schweine den typischen Ebergeruch – der von deutschen Verbrauchern abgelehnt wird – aufweist, werden männliche Ferkel kastriert. Da der Verbraucher den typischen Ebergeruch im Fleisch nicht mag, werden männliche Ferkel in der ersten Lebenswoche für die Intensivhaltung schmerzvoll zurechtgeschnitten. Noch immer erlaubt das Tierschutzgesetz das Abschneiden von Ringelschwänzen und Hoden bis zum 4. bzw. 8. Lebenstag ohne Betäubung. Dieser sehr schmerzhafte Eingriff wird teilweise von Laien im Akkord vorgenommen.

Foto: Sabine von Arx

„Hochleistungsmilchkühe“ sind schnell ausgezehrt
Den Kühen geht es nicht besser: Die „Hochleistungsmilchkühe“ sind meist schon nach zwei bis drei Kälbern ausgezehrt und landen mit vier bis fünf Jahren auf dem Schlachthof. Damit die Kuh ständig Milch liefert, muss sie jedes Jahr ein Kalb zur Welt bringen. Die neugeborenen Kälbchen werden kurz nach der Geburt von ihren Müttern getrennt. Die weiblichen Kälber werden meist als zukünftige“Milchkühe“ aufgezogen. Die männlichen Tiere werden dagegen an Mastbetriebe in ganz Europa verkauft. Da ihre Mast jedoch nicht besonders lukrativ ist, kommt es immer wieder vor das Bullenkälbchen „verramscht“ oder sogar (heimlich) getötet werden.

Das kurze Leben der „Eierproduzenten“
Der Mensch hat das Huhn durch züchterische Selektion zur sogenannten „Legehenne“ gemacht. Wenn die Legeleistung der Hennen nach circa 1 Jahr abnimmt, weil sie durch das ständige Eierlegen völlig ausgezehrt sind, werden die Tiere als Suppenhühner geschlachtet. Seit 2009 ist die Haltung von sogenannten Legehennen in konventionellen Käfigen, auch Legebatterien genannt, verboten. Seitdem haben sich die Bodenhaltung und die Freilandhaltung durchgesetzt.

50 Millionen Küken werden getötet
Bis Ende 2023 dürfen die Hennen dennoch noch immer in Käfigen, der sogenannten „Kleingruppenhaltung“ gehalten werden. Auch wenn die Haltungsformen verbessert wurden, ändert dies nichts an der Ausbeutung der Tiere und der grausamen Selektion der Eintagsküken in den Brütereien. Da bei der Nachzucht der „Legehennen“ die männlichen Küken aus ökonomischer Sicht „wertlos“ sind – ihre Mast würde im Vergleich zu den „Masthühner“-Rassen viel länger dauern –, werden alljährlich allein in Deutschland ca. 50 Millionen männliche Küken aussortiert und getötet.

Die Tiere werden den Haltungssystemen angepasst
Damit die Tiere sich in der artwidrigen Intensivtierhaltung nicht gegenseitig verletzten, werden sie schmerzhaft zurechtgestutzt. Deswegen sind das Schnäbelkürzen bei Hennen, das Kupieren von Schwänzen bei Schweinen und die Fixierung von Muttersauen in Kastenstand und Abferkelkäfig völlig alltäglich. Um zu verhindern, dass sich die Tiere gegenseitig die Schwänze abbeißen, werden diese bei den meisten Tieren kupiert – bis zum Alter von vier Tagen ist dies ohne Betäubung erlaubt. Bei Kälbern werden die Hornanlagen entfernt. Diese Eingriffe werden in der Regel ohne Betäubung durchgeführt. Nach dem Tierschutzgesetz ist dies bis zum Alter von wenigen Tagen oder Wochen erlaubt und wird kaum in Frage gestellt, obwohl längst wissenschaflich erwiesen ist, dass auch junge Tiere Schmerzen spüren.

Schlachten bei Bewusstsein
Wenn die Tiere diese Tortur hinter sich haben, steht Ihnen die nächste bevor: der Schlachthof. Warmblütige Tiere müssen laut Tierschutzgesetz vor dem Schlachtvorgang – bei dem ihnen die Halsschlagadern zum Ausbluten eröffnet werden – betäubt werden. Die Betäubung wird durch Gas, Stromschlag oder Bolzenschuss vorgenommen. Hühner besipielsweise werden zur Betäubung durch ein elektrisch geladenes Wasserbad gezogen, bevor sie durch rotierende Messer getötet werden. Schweine werden mit Kohlendioxid statt mit Strom betäubt.

Panik und Erstickungsangst
Es gibt mittlerweile wissenschahftliche Belege dafür, dass Schweine währenddessen unter Panik und Erstickungsangst leiden. Häufig jedoch herrscht Zeitdruck und zum Teil findet die Schlachtung im Akkord statt, so dass es vorkommen kann, dass Tiere nur unzureichend betäubt werden. Fehlbetäubungen führen dazu, dass die Tiere den Tötungsschnitt und die anschließenden Stationen im Schlachtvorgang, bei Schweinen z. B. das Abbrühen in heißem Wasser oder bei Geflügeltieren das Rupfen, bewusst miterleben. Schätzungsweise 500.000 Schweine sterben in Deutschland erst beim Abbrühen. 200.000 Rinder durchlaufen den Schlachtvorgang, bei dem sie zerlegt werden, bei Bewußtsein.

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Alles spricht für eine tierlose Landwirtschaft
Es gibt viele weitere Gründe, warum Fleisch und andere Produkte vom Tier nicht mehr zu unseren Nahrungsmitteln gehören sollten. Die globale Ernährungskrise, der drohende Klimakollaps, die katastrophalen Umweltschäden wie Waldsterben, nitratverseuchtes Grundwasser, überdüngte Meere, Wasserverschwendung und nicht zuletzt die zunehmenden Antibiotika-Resistenzen. Hinzu kommen die gesundheitlichen Risiken des Fleischkonsums. Neben der Verseuchung mit antibiotikaresistenten Keimen, bestätigen diverse aktuelle Studien, dass der übermäßige Fleischkonsum für die meisten der heutigen Zivilisationskrankheiten wie Krebs, Gicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich ist. Um den Fortbestand unseres Planeten zu sichern, werden wir unsere Ernährungsweise sowieso umstellen müssen. Das Ziel muss eine Wende zur tierlosen Landwirtschaft sein. Die Zukunft der Ernährung liegt in der pflanzlichen Eiweißproduktion.