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22. März 2018: Das Frettchen ist das Versuchstier des Jahres

Foto: Pixabay

Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner hat das Frettchen zum Versuchstier des Jahres 2018 ernannt. Denn die Zahl der Tierversuche, in denen das kleine Raubtier eingesetzt wird, wird vermutlich bald steigen. Zudem macht die Tierrechtsorganisation auf das versteckte Leid im Labor aufmerksam, informiert über tierversuchsfreie Methoden und fordert Maßnahmen für den Ausstieg aus dem Tierversuch ein.

Jahrhundertelang war das Frettchen willkommenes Werkzeug des Menschen bei der Jagd und der Bekämpfung sogenannter Schädlinge. Das heute beliebte Haustier wird jedoch auch als Versuchstier immer attraktiver. Es sind zwar im Vergleich zur Maus noch wenige Frettchen, die hierzulande im Tierversuch eingesetzt werden – pro Jahr zwischen 100 bis 200 Tieren – doch die Zahlen könnten in den nächsten Jahren deutlich steigen. Denn das Frettchen ist der „Modellorganismus“ der Wahl für einige virologische Infektionskrankheiten, wie die Forschung zu Influenzaviren. Und sein mögliches Einsatzgebiet erweitert sich stetig. In Studien zum menschlichen Nervensystem und dessen Entwicklung ersetzt das Frettchen zunehmend die Katze.

Sind Frettchen bald die neuen Affen?
„Aufgrund seiner anatomischen, metabolischen und physiologischen Ähnlichkeiten mit dem Menschen gilt das Frettchen weltweit als „alternatives Testsystem“ zu Hunden und nichtmenschlichen Primaten. Die großen Ähnlichkeiten zum Primatengehirn werden ihm dabei zum Verhängnis. Denn im Vergleich zu Primaten wird den Frettchen kein Sonderstatus unter den Versuchstieren zugestanden. Wenn die Forscher Frettchen statt Affen einsetzen, bekommen sie dadurch leichter eine Genehmigung für belastende und invasive Eingriffe“, kritisiert die Biologin Carolin Spicher, Fachreferentin für Tierversuche bei Menschen für Tierrechte.

Fehlende Methoden für multisystemische Ansätze
Ein Problem ist nach Angaben des Verbandes, dass gerade für multisystemische Forschungsansätze derzeit noch immer tierversuchsfreie Methoden fehlen. Erfreulicherweise gibt es aussichtsreiche Entwicklungen in Form von Organmodellen und zukunftsweisenden Chiptechnologien. Da die neuen Verfahren momentan jedoch noch keinen gesamten Organismus simulieren können, können sie die Tierversuche noch nicht ersetzen.

Politik muss handeln
„Politik und Wissenschaftsgemeinschaft sind nicht nur aus ethischen Gründen in der Pflicht, endlich eine humanspezifische tierversuchsfreie Forschung voranzubringen*. Stattdessen wird die tierversuchsfreie Forschung immer noch als Randbewegung gesehen, nicht auf Augenhöhe zum alteingesessenen System Tierversuch. Nun ist die neue Bundesregierung gefragt. Wir brauchen endlich einen konkreten Zeit- und Maßnahmenplan, um den Ausstieg aus dem Tierversuch einzuleiten“, schließt Spicher.

* 2010 haben die EU-Mitgliedstaaten vereinbart, Verfahren mit lebenden Tieren für wissenschaftliche Zwecke und Bildungszwecke vollständig zu ersetzen, sobald dies wissenschaftlich möglich ist (Richtlinie 2010/63/EU, Erwägungsgründe 10, 46, Artikel 47 Absatz 1).

Hier finden Sie weitere Informationen zum Versuchstier des Jahres, u.a. unsere 15-seitige Broschüre: www.tierrechte.de

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Kontakt:
Carolin Spicher
Tel.: 089 74047768
E-Mail: spicher@tierrechte.de

Pressestelle:
Christina Ledermann
Tel.: 0211/16345429
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de

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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Neue Geschäftsstelle: Mühlenstr. 7a, 40699 Erkrath
Tel: 0211 / 22 08 56 48, Internet: www.tierrechte.de

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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Erkrath (früher Aachen) sind über 60 Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aud dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.