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17. Dezember: Versuchstierzahlen 2020: Trotz Rückgang keine Trendwende in Sicht

Die Zahl der im Tierversuch leidenden Tiere ist 2020 mit knapp 2 Mio. (1.899.880) um 8,8 Prozent zurückgegangen. Doch dies ist kein Grund zur Freude. Denn 2020 wurden mehr Versuchsvorhaben beantragt als 2019. Der Rückgang geht höchstwahrscheinlich auf Corona-Beschränkungen in den Laboren zurück. Nach Ansicht des Tierrechtsverbandes besteht die Gefahr, dass die aufgeschobenen Tierversuche nachgeholt werden. Die Zahlen wurden in diesem Jahr erstmals vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) herausgegeben werden.

Im Jahr 2020 wurden 1.899.880 Tiere lebend in Versuchen eingesetzt, 49.437 davon mehrfach. Zusätzlich wurden 633.784 Tiere getötet, um ihnen Gewebe oder Organe zu entnehmen, sodass in 2020 über 2,53 Mio. Tiere für die Wissenschaft ihr Leben lassen mussten. Das entspricht einem Rückgang um 12,7 Prozent.

Rückgang Corona-bedingt
„Der Rückgang der Zahlen ist zwar erfreulich, dies darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass 2020 immer noch mehr als 2,5 Mio. Tiere ihr Leben lassen mussten. Leider ist dies auch keine klare Trendwende, denn nach Auskunft der Datenbank Animaltestinfo wurden 2020 mehr Versuchsvorhaben beantragt als 2019. Der Rückgang hat also nicht mit dem vermehrten Einsatz tierversuchsfreien Verfahren zu tun, sondern höchstwahrscheinlich mit den Corona-Beschränkungen in den Laboren. Da eine Genehmigung drei Jahre gültig ist, könnten sich die Versuchstierzahlen in den Folgejahren wieder deutlich erhöhen, wenn die aufgeschobenen Forschungsaktivitäten wieder aufgenommen werden“, erläutert die Veterinärmedizinerin Dr. Dr. Stefanie Schindler, wissenschaftliche Referentin beim Bundesverband Menschen für Tierrechte.

Maus ist „Versuchstier Nr.1“
Wie in den Jahren zuvor ist die Maus mit 1.306.952 das am häufigsten eingesetzte „Versuchstier“. Das entspricht 70 Prozent aller 2020 verwendeten Tiere und einem Rückgang um knapp 7 Prozent gegenüber 2019. Über 60 Prozent der Mäuse waren gentechnisch verändert. Ihre Zahl ist gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent gestiegen. An zweiter Stelle folgen die Zebrafische mit 140.724  Tieren. Bei ihnen liegt der Wert der gentechnischen Veränderungen mit 64 Prozent besonders hoch. Deutlich gesunken ist der Einsatz von Ratten. Mit 132.832 Tieren wurden 2020 30 Prozent weniger Ratten in Versuchen eingesetzt als 2019.

Mehr Tierversuche mit Pferden und Rindern
Eine Zunahme der Versuchszahlen gab es dagegen beispielsweise bei Meerschweinchen (plus 1.571), syrischen Hamstern (plus 930), anderen Nagern (plus 691) und Frettchen (plus 31). Es wurden auch deutlich mehr Rinder (7.355), Pferde und Esel (1.481),  Schafe (2.872) und Schweine (256) in Tierversuchen eingesetzt. Steigerungen gab es auch bei Vögeln (509), und Reptilien (307).

Grundlagenforschung: hauptsächlich Mäuse und Fische
Mäuse (65 Prozent) und Fische (77 Prozent) leiden vor allem in der Grundlagenforschung, vornehmlich für die Erforschung menschlicher Krankheiten. Mäuse spielen bei der Erforschung von Krebs, Immun- und Nervenkrankheiten, um nur einige zu nennen, noch immer eine große Rolle. Fische werden vor allem in Untersuchungen des Herz-Kreislauf-Systems und der Erforschung des Nervensystems eingesetzt.

Gesetzlich vorgeschrieben: Tests an Ratten und Kaninchen
115.408 (8,6 Prozent) Mäuse dienten der Aufrechterhaltung genetisch veränderter Zuchten, was nach der neuen Statistik dokumentiert werden muss. Das ist ein auffallender Rückgang um 41,4 Prozent (81.399 Tiere). Der Großteil der Ratten (66 Prozent) und fast alle Kaninchen (97 Prozent) wurden in gesetzlich vorgeschriebenen Tierversuchen verwendet.

Weniger Hunde in Giftigkeitstests
50 Prozent aller Hunde starben in Langzeitgiftigkeitstests und in der Sicherheitspharmakologie. In Giftigkeitstests wurden in 2020 179 Hunde weniger eingesetzt. Fast halbiert hat sich die Zahl der Kaninchen in Pyrogenitätstests (3223). Javaneraffen litten zu 83 Prozent in gesetzlich vorgeschriebenen Tests, vor allem in Langzeitversuchen. Die meisten der Javaneraffen wurden aus dem außereuropäischen Ausland importiert.

Statistiken unter: www.bfr.bund.de

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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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