Versuchstier des Jahres 2015

Versuchstier des Jahres 2015: Das Kaninchen

Seit 2003 ernennen Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner das Versuchstier des Jahres. Nach 2009 holt die Tierrechtsorganisation das Kaninchen 2015 erneut aus der Anonymität des Tierlabors.

Und das aus gutem Grund: Jährlich werden 95.000 Versuchskaninchen zu Tode experimentiert.

Die Zahl nimmt seit 10 Jahren nicht ab, obwohl es viele tierversuchsfreie Methoden gibt, die sogar international anerkannt sind. Trotzdem wird weiter an Kaninchen getestet. Das aber verstößt gegen geltendes Recht.

Das Versuchstier des Jahres deckt Störfaktoren auf, informiert über tierversuchsfreie Methoden, zeigt die Qualen für die Tiere bei der Haltung und im Experiment und verfolgt die zügige Abschaffung der Tierversuche. 2015 speziell für das Kaninchen.

95.000 Kaninchen im Tierversuch
Jedes Jahr im Herbst veröffentlicht die Bundesversuchstierstatistik die Tierversuchszahlen aus dem Vorjahr. In deutschen Laboren stehen Kaninchen mit einem Jahresverbrauch von über 95.000 Tieren an vierter Stelle, nach Mäusen, Ratten und Fischen.

Die Rassen Weißer Neuseeländer, Roter Neuseeländer, Chinchilla- und Holländer-Kaninchen leiden hauptsächlich für die Humanmedizin. 43 Prozent der Kaninchen dienen der Entwicklung von Impfstoffen, Seren und Antikörpern. Ebenfalls 43 Prozent der Tiere leiden für die Herstellung und Qualitätskontrolle von Produkten und Geräten (z.B. Herzklappen, Stents, Hüftgelenke, Zahnimplantate). 10 Prozent werden für wissenschaftliche Zwecke und zur Organentnahme getötet oder zu Ausbildungs-zwecken genutzt (z.B. Training tierexperimentell arbeitender Personen). 2 Prozent der Tiere sterben für Giftigkeitstests von Chemikalien, Arzneimitteln, Produkten und Geräten.

Die Haltung der Kaninchen in den Labors
Im Labor ist die Einzelhaltung der soziallebenden Tiere in Standardkäfigen üblich. Der Käfigboden ist maximal 5.400 cm2 (etwa 70 x 80 cm), meistens nur 3.500 cm2 (etwa 60 x 60 cm) groß. Die Käfighöhe liegt zwischen 45 und 60 cm. Hoppeln, Hakenschlagen, Ruhen in ausgestreckter Seitenlage, Nagen, Scharren und Graben sind da kaum möglich.

Das aber sind die Grundbedürfnisse der Kaninchen. Gefüttert wird mit wenig artgemäßem Standardfutter (energiereiche, trockene Pellets), das viel zu rasch aufgenommen wird und leicht Verdauungsprobleme auslöst.

In der Natur jedoch verbringen Kaninchen täglich mehrere Stunden mit der Futteraufnahme. Sie fressen Gras und Kräuter und benagen Äste und Wurzeln.

Foto: One Voice

Tierversuchsfreie Tests statt Kaninchenversuche
Es stehen viele tierversuchsfreie Methoden zur Verfügung, die praxistauglich und behördlich anerkannt sind. Aber ihre Anwendung wird in den Prüfbestimmungen nicht verbindlich festgeschrieben. So führen die Experimentatoren den etablierten Tierversuch weiter durch.

Rechtswidrig, wie wir finden, denn der Gesetzgeber verlangt den Einsatz der tierversuchsfreien Methode vor dem Tierversuch. Die Entwicklung tierversuchsfreier Verfahren wird mangelhaft gefördert, ihre Anerkennung dauert noch immer skandalöse 15 bis 20 Jahre.

Schon heute können Medizinprodukte mit dem Monozyten-Aktivierungstest oder dem In-vitro-Pyrogentest auf Blutverträglichkeit und fieberauslösende Partikel getestet werden. Auch Prof. Dr. Dr. Thomas Hartung, Doerenkamp-Zbinden-Professor and Lehrstuhlinhaber für Evidenz-basierte Toxikologie der Bloomberg School of Public Health an der Johns Hopkins Universität, gleichzeitig Leiter des Center for Alternatives to Animal Testing in Baltimore hält das für einen Skandal. Der von ihm gemeinsam mit Prof. Dr. Albrecht Wendel einst als „Konstanzer Methode“ entwickelte In-vitro-Pyrogentest kann allein den Ersatz der rund 170.000 Kaninchen für diesen Zweck pro Jahr in Europa eingesetzten Tiere bedeuten – ein wirklicher Fortschritt.

Zur Herstellung gewünschter Antikörper gibt es das tierleidfreie Phagen-Display-Verfahren. Auch Hautreizung und Hautverätzung sind tierversuchsfrei feststellbar. Die tierversuchsfreien Verfahren sind humanspezifisch, häufig schneller und zuverlässiger als das Tierexperiment. Vor allem aber sind sie ethisch sauber.

Menschen für Tierrechte fordern Streichung des Tierversuchs aus den Prüfvorschriften, sobald ein tierversuchsfreies Verfahren aufgenommen wurde und die zwingende Anwendung dieser Methode, eine Erhöhung der Forschungsgelder und ie flächendeckende Einrichtung von Lehrstühlen für tierversuchsfreie Methoden. Wir fordern außerdem die Förderung von Nachwuchs- wissenschaftlern, die Förderung potenzieller Methoden bis zu ihrer Anerkennung durch die Behörden und ein schnelles Anerkennungsverfahren für neue Methoden auf europäischer Ebene.

Menschen für Tierrechte informieren

  1. Wir klären die Öffentlichkeit auf, stellen tierversuchsfreie Forschung und Wissenschaftler vor und verfolgen die Durchsetzungdes Tierversuchsverbots durch politische Arbeit.
  2. Fordern Sie mit uns, die Finanzierung der tierversuchsfreien Methodenauszubauen und an den Universitäten Lehrstühle für tierversuchsfreie Methoden einzurichten.
  3. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Mitgliedschaft oder Spende.
  4. Auch als Konsument haben Sie Einfluss: kaufen sie – wo immer möglich – Produkte, die nicht an Tieren getestet worden sind

Den gesamten ausführlichen 36-seitigen Text zum „Versuchstier des Jahres 2015“ können Sie sich hier als PDF herunterladen.