Neue Studien zeigen, dass die kritischen Belastungsgrenzen der Erde überschritten sind. Die Menschheit setzt damit das Leben auf der Erde aufs Spiel. Die Wissenschaftlerinnen zeigen aber auch Lösungen auf. Denn ein zentraler Hebel für die Einhaltung der Erdbelastungsgrenzen ist Landwirtschaft und Ernährung. In ihrer neuesten Studie erneutert die EAT-Lancet-Kommission ihre Empfehlung für die Umstellung auf die pflanzenbasierte Planetary Health Diet. Diese sei nicht nur möglich, sondern unverzichtbar für eine sichere, gerechte und nachhaltige Zukunft. Menschen für Tierrechte setzt sich für diese Transformation ein: Mit den Forderungen für eine Agrar- und Ernährungswende und mit dem neuen Projekt TransFARMation. Dieses unterstützt Landwirt:innen beim Übergang zu einer Produktion pflanzlicher Lebensmittel.
Ende September 2025 belegte ein neuer Bericht des Planetary Boundaries Science Lab am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), dass mittlerweile sieben der neun kritischen Belastungsgrenzen der Erde überschritten sind. Diese sind der Klimawandel, die Integrität der Biosphäre, die Veränderung der Landnutzung, des Süßwasserkreislaufs und der biogeochemischen Kreisläufe, der Eintrag menschengemachter Substanzen sowie die Ozeanversauerung. Nach dem Planetary Health Check 2025 sind damit mehr als drei Viertel der lebenswichtigen Erdsystem-Funktionen nicht mehr im sicheren Bereich. Die Wissenschaftler warnen: Überschreiten wir diese Belastungsgrenzen, setzen wir das Leben auf der Erde aufs Spiel. Doch sie stellen auch fest, dass diese Entwicklung nicht unausweichlich ist.
Neue Empfehlungen für zukunftsfähige Ernährung
Ein wichtiger Hebel für die Einhaltung der Erdbelastungsgrenzen ist Landwirtschaft und Ernährung, denn die weltweite Nahrungsmittelproduktion ist der wesentliche Treiber für das Überschreiten von fünf planetaren Grenzen und verursacht rund 30 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Anfang Oktober hat die EAT-Lancet-Kommission, ein internationales Expertengremium, das sich aus über 70 führenden Wissenschaftlern aus sechs Kontinenten zusammensetzt, ihre Empfehlungen für eine zukunftsfähige und gesunde Ernährung aktualisiert. Das Ergebnis: Die Umstellung auf die pflanzenbasierte Planetary Health Diet könnte die ernährungsbedingten Emissionen mehr als halbieren und bis zu 15 Millionen vorzeitige Todesfälle verhindern.
Ernährung ist der Hebel
„Der Bericht liefert die bislang klarste Orientierung dafür, wie sich eine wachsende Weltbevölkerung ernähren lässt, ohne den sicheren Handlungsraum der Erde, wie ihn die planetaren Grenzen definieren, zu überschreiten“, sagt Johan Rockström, Co-Vorsitzender der EAT-Lancet-Kommission und Direktor des PIK. „Unsere Ernährungsgewohnheiten können Leben retten, Emissionen drastisch verringern, den Verlust der Biodiversität bremsen und zu mehr Gerechtigkeit beitragen.“
Nötig: Leitplanken für Ernährungssysteme
Der Report liefert globale Leitplanken für Ernährungssysteme – einen Referenzpunkt, an dem Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ansetzen können. Nach Ansicht der Wissenschaftler ist eine Transformation der Ernährungssysteme nicht nur möglich, sondern auch unverzichtbar für eine sichere, gerechte und nachhaltige Zukunft. Die Studie zeigt, dass in den heutigen Ernährungsweisen meist Obst, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte fehlen, während Fleisch, Milchprodukte, Fette, Zucker und stark verarbeitete Lebensmittel im Übermaß verzehrt werden. Die Datenlage spricht eindeutiger denn je für eine stärker pflanzlich basierte Ernährung. In Deutschland finden die Empfehlungen längst prominentes Gehör, in der Ernährungspolitik, bei Küchenchefs und sogar bei Discountern. Die EAT-Lancet-Kommission betont, dass eine Transformation gebündelte politische Maßnahmen erfordert, etwa Subventionen für Obst und Gemüse in Kombination mit Abgaben auf ungesunde Lebensmittel. Außerdem seien stärkere soziale Sicherungssysteme nötig, um einen gerechten Wandel zu ermöglichen.
Planetary Health Diet: Wissenschaft, Behörden und Wirtschaft nutzen sie zur Orientierung
Im Jahr erste globale Ernährungsempfehlung, die die EAT-Lancet-Kommission bereits im Jahr 2019 veröffentlichte, setzte bereits auf überwiegend auf pflanzliche Lebensmittel. Seitdem haben wissenschaftliche und politische Gremien sowie staatliche Behörden, Bundesämter und Fachgesellschaften, wie das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE), die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und das Umweltbundesamt haben ihre Empfehlungen unter Berücksichtigung der Planetary Health Diet überarbeitet. Auch der Handel setzt auf eine pflanzenbetonte Ernährung: Mit Lidl, Aldi Süd und Rewe stützen die drei der größten Lebensmitteleinzelhändler in Deutschland ihre Nachhaltigkeitsstrategien auf die Planetary Health Diet. Zudem ist die Mehrheit der Bevölkerung an einer pflanzlichen Ernährung interessiert. Deutschland der mit Abstand größte Markt für pflanzliche Alternativprodukte in Europa.
Zentrale Ergebnisse der Analyse:
- Ernährungssysteme sind der wesentliche Treiber für das Überschreiten von fünf der insgesamt sieben bereits überschrittenen planetaren Grenzen und verursachen rund 30 Prozent der globalen Emissionen.
- Eine Umstellung auf die Planetary Health Diet könnte jedes Jahr bis zu 15 Millionen Leben retten.
- Heute lebt weniger als 1 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern, in denen die Ernährungsbedürfnisse gedeckt werden, ohne planetare Grenzen zu überschreiten.
- Das reichste Drittel der Weltbevölkerung verursacht über 70 Prozent der ernährungsbedingten Umweltbelastungen, während Milliarden Menschen sich nicht gesund ernähren können und viele Beschäftigte unterhalb eines existenzsichernden Lohns arbeiten.
- Ernährungssysteme verursachen jährlich verdeckte Kosten von 15 Billionen Dollar. Eine Transformation könnte jährlich Erträge von 5 Billionen Dollar bringen – bei erforderlichen Investitionen von 200 bis 500 Milliarden Dollar.
Menschen für Tiererchte setzt sich für Agrar- und Ernährunswende ein
Die Studien zeigen eindeutig, dass ein grundlegender Systemwechsel unseres Landwirtschafts- und Ernährungssystems hin zu einer umwelt-, klima- und tierfreundlichen pflanzenbasierten Ernährung unumgänglich ist. Menschen für Tierrechte hat deswegen schon vor Jahren umfangreiche Forderungen für eine Agrar- und Ernährungswende vorgestellt, die noch immer aktuell sind. Neben einer eine breit angelegte Informations- und Bildungskampagne für pflanzliche Ernährungsformen umfassen diese Steuerermäßigungen für klimafreundliche und die gleichzeitige Verteuerung von tierischen Lebensmitteln, die Erhöhung des Angebotes pflenzlicher Mahlzeiten in öffentlichen Einrichtungen, Ausstiegsförderungen für Landwirt:innen sowie mehr Forschungsförderung für pflanzliche Alternativen. Neben diesen Forderungen setzt sich Menschen für Tierrechte auch praktisch für die Agrarwende ein: Mit seinem neuen Projekt TransFARMation unterstützt der Verband Landwirt:innen bei der Umstellung ihrer Betriebe auf eine pflanzenbasierte Produktion und zeigt ihnen praktische Alternativen auf, wie diese auch ohne die Haltung sogenannter Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können.
https://www.pik-potsdam.de/de/aktuelles/nachrichten/sieben-von-neun-planetaren-grenzen-ueberschritten-ozeanversauerung-im-gefahrenbereich
