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Tiertransporte: Bündnis fordert Konsequenzen nach Autobahn-Unfall

Nach dem schweren Unfall eines Schweinetransporters am 30. Juni 2025 auf der A24 zwischen Schwarzenbek/Grande und Talkau zeigt sich das Tierschutznetzwerk Kräfte bündeln tief besorgt über die anhaltenden Missstände im Bereich der Lebendtiertransporte und fordert ein grunsätzliches Verbot von Langstreckentransporten sowie von Inlandstransporten bei hohen Temperaturen. Zudem fordert das Netzwerk klimatische Anpassungen der Haltungsbedingungen in landwirtschaftlichen Betrieben.

Hintergrund: Rund 640 Jungschweine waren an Bord, als der Sattelzug mit der Mittelschutzplanke kollidierte. Der Fahrer blieb unverletzt, doch das Leid der Tiere, die stundenlang in der Sommerhitze ausharren mussten, darf nicht bagatellisiert werden.

„Dieser Vorfall ist leider kein Einzelfall. Lebendtiertransporte auf deutschen Autobahnen stellen Tag für Tag ein tierschutzrechtliches und ethisches Risiko dar“, sagt Dr. Claudia Preuß-Ueberschär, Sprecherin des Tierschutznetzwerks Kräfte bündeln. „Auch wenn alle Tiere laut der Behörden überlebt haben, zeigt dieser Unfall erneut deutlich, wie anfällig das System „Tiertransporte“ ist – für technische Defekte, menschliches Versagen oder schlichtweg Unfälle, die auf überfüllten Straßen jederzeit passieren können“, so Preuß-Ueberschär weiter.

Niedersachsen verbietet Langstreckentransporte bei Hitze
Am 3. Juli 2025 hat das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz bekanntgegeben, dass es angesichts der mittlerweile vorherrschenden extremen Sommerhitze künftig keine Tiertransporte mehr starten lassen will, wenn die Außentemperaturen 30 Grad überschreiten. Diese Anordnung betrifft genehmigungspflichtige Langstreckentransporte. Die für die Genehmigung dieser Transporte zuständigen Behörden sollen zudem prüfen, ob diese stattdessen in die kühleren Abend- oder Nachtstunden verlegt werden können. Dazu äußert sich Dr. Preuß-Ueberschär vom Netzwerk deutlich:
„Soll das jetzt die gute Nachricht für die Tiere sein? Welch ein Zynismus! Dieses Verbot ist längst EU-rechtlich verankert. Es kann doch nicht sein, dass bei Temperaturen von 30 bis 40 Grad Transporte überhaupt noch genehmigt werden.“

Nach der EU-weit geltenden Transportverordnung ((EG) Nr. 1/2005) sowie deren geplanter Neufassung sind Transporte

  • ab 30 °C Außentemperatur tagsüber unzulässig. Sie dürfen ausschließlich nachts (zwischen ca. 21–6 Uhr) durchgeführt werden sowie
  • bei 25–30 °C auf maximal 9 Stunden zu begrenzen. Für Temperaturen unterhalb von 5° C gelten ähnliche Bedingungen.

Auch kurze Transporte bei Hitze tierschutzwidrig
Auch Transporte, die weniger als acht Stunden dauern, sind bei solchen Temperaturen aus Sicht des Netzwerks Tierquälerei: „Zusätzlich zum geforderten Verbot von Langstreckentransporten außerhalb der EU verlangen wir, dass bei derartigen – und zukünftig immer häufiger zu erwartenden – Temperaturen gar keine Transporte mehr genehmigt werden. Auch Inlandstransporte sind unter diesen klimatischen Bedingungen eine Quälerei für die Tiere – insbesondere, wenn es zu Staus und damit oftmals zu langen Warte- und Standzeiten auf Straßen und Autobahnen kommt. Wenn man der Bevölkerung rät, zu Hause zu bleiben, sich ruhig zu verhalten und Stress zu vermeiden, muss das selbstverständlich auch für Tiere gelten“, merkt Preuß-Ueberschär weiter an.

Ställe müssen gekühlt werden
Zudem fordert das Netzwerk klimatische Anpassungen der Haltungsbedingungen in landwirtschaftlichen Betrieben: „Ställe müssen künftig über wirksame Lüftung bzw. Kühlung verfügen und die Besatzdichten müssen reduziert werden – das ist kein Luxus, sondern tierschutzrechtlich zwingend“, so Preuß-Ueberschär.

Folgende Sofortmaßnahmen müssen umgehend umgesetzt werden, um das Wohl der Tiere nach den tierschutzrechtlichen Vorgaben sicherzustellen:

  • Ein generelles Verbot von Langstreckentransporten lebender Tiere über mehr als 4 Stunden,
  • ein absolutes Transportverbot bei Außentemperaturen ab 30 °C – unabhängig von Strecke oder Dauer,
  • strikte Kontrollen der Einhaltung der EU-Temperaturregelungen,
  • verpflichtende Umrüstung aller Tiertransportmittel auf moderne, klimatisierte Fahrzeuge,
  • mehr Tierkontrollen an Verkehrsknotenpunkten und Grenzübergängen,
  • Klimaanpassung in der Tierhaltung: Kühlungssysteme und reduzierte Besatzdichten in den Ställen müssen Standard werden

Fazit: System Tiertransporte ist nicht reformierbar
Der Einsatz der Rettungskräfte, Feuerwehr und der Amtstierärzte vor Ort wird ausdrücklich gewürdigt. Dennoch bleibt als Fazit:  Solange ökonomische Interessen über dem Tierwohlschutz stehen, ist das System „Tiertransporte“ nicht reformierbar. „Wir bleiben dran!“ ist die Botschaft aller im Tierschutznetzwerk vertretenen NGO`s.

Das Tierschutznetzwerk Kräfte bündeln ist ein Zusammenschluss von über 30 deutschen Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen, Bündnissen, Wissenschaftlern, Beratern sowie weiteren Einzelpersonen, die sich für den Tierschutz einsetzen. Menschen für Tierrechte ist Mitglied des Netzwerkes.

Kontakt:
Dr. Claudia Preuß-Ueberschär, Sprecherin
c.preussueberschaer@tnkb.de
www.tierschutznetzwerk-kraefte-buendeln.de


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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Um Landwirt:innen Alternativen aufzeigen, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können, betreibt Menschen für Tierrechte das Projekt TransFARMation. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weiterhin unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt zwei bis dreimal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.