Anlässlich des Tags des Hundes am 11. Juni macht der Bundesverband Menschen für Tierrechte auf das Leid der fast 15.000 Hunde aufmerksam, die nach der letzten EU-Statistik im Zusammenhang mit Tierversuchen in europäischen Laboren leiden und sterben mussten. Tierversuchsfreie Verfahren und Teststrategien könnten das Leid der Tiere beenden und zuverlässigere Ergebnisse liefern.
In den westlichen Industrieländern gilt der Hund als der beste Freund des Menschen. Er ist nach der Katze das am häufigsten gehaltene Tier. Doch dem Beagle wird sein freundlicher und duldsamer Charakter und seine Verträglichkeit gegenüber Artgenossen zum Verhängnis: In den 27 Mitgliedstaaten der EU und Norwegen wurden im Jahr 2022 (neuere Daten liegen noch nicht vor) noch immer 14.368 Hunde im Tierversuch verwendet. Über 30 Prozent der Tiere wurden sogar in mehreren Versuchen eingesetzt. Etwa die Hälfte musste in gesetzlich vorgeschriebenen Tierversuchen leiden und sterben, die Hälfte davon in längerfristigen Tests. Ein Viertel der eingesetzten Hunde litt für die Erforschung menschlicher Erkrankungen.
Lobby hält an Hunde-Versuchen fest
Im April dieses Jahres sprach sich die European Animal Research Association (EARA) für den Einsatz von Hunden in der biomedizinischen Forschung und Entwicklung aus. Die Forschungsorganisation argumentierte, dass Hunde Ähnlichkeiten mit Menschen hätten – zum Beispiel in Genetik, Anatomie und Physiologie –, die bei fast allen anderen Tieren nicht vorkämen. Als Beispiel nannte die EARA die Duchenne-Muskeldystrophie.
Übertragbarkeit fragwürdig
Die Europäische Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE), der auch der Bundesverband angeschlossen ist, übte scharfe Kritik an der Forderung und widerlegte deren Argumentation: Neben der ethischen Unvereinbarkeit stehe die Forderung im krassem Gegensatz zu der wissenschaftlichen Einschätzung weltweit, wonach die Übertragbarkeit von Tierversuchsergebnissen auf den Menschen vor allem in der Humanmedizin, unter anderem wegen der Artunterschiede, fragwürdig ist.
Klare Richtung: tierfreie Verfahren
International sind Zielsetzung und Weg klar: Er führt weg vom Tierversuch, hin zu tierversuchsfreien Methoden (NAMs). Dazu gehören beispielsweise Zellkulturen, Organoide, Organ-on-a-Chip-Systeme und computergestützte Methoden, die allein oder zusammen mit weiteren Verfahren zu einer verbesserten Stoffsicherheitsbeurteilung beitragen. Europäische Forscher:innen und Vertreter:innen von Industrie und Regulationsbehörden diskutieren daher über Möglichkeiten, Tierversuche an Hunden beispielsweise in der Chemikalientestung zu beenden.
Nötig: tierversuchsfreie Teststrategie
„Wenn der Wille da wäre, könnten möglicherweise bereits heute die 90-Tage-Studien an Hunden in der Chemikalientestung beendet werden. Eine tierversuchsfreie Teststrategie könnte das Leid der Tiere beenden und zuverlässigere Ergebnisse liefern“, fordert die Biologin Dr. Christiane Hohensee, Fachreferentin für tierversuchsfreie Verfahren bei Menschen für Tierrechte. Und nicht nur für die Chemikalientestung: Die 3R-Arbeitsgruppe der Europäischen Arzneimittel-Agentur sieht in ihrem Dreijahresplan für 2025–2027 unter anderem vor, Alternativen für den Einsatz von Hunden in behördlichen Sicherheitsstudien zu finden.
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