Klare Handlungsempfehlung an die Politik: Die Steuer könnte helfen, gleich mehrere Probleme zu lösen
Der Großteil der Menschen in Deutschland befürwortet einer aktuellen Umfrage zufolge eine höhere Steuer auf Fleisch. Menschen für Tierrechte befürwortet eine Fleischsteuer, fordert jedoch eine Kombination mehrerer Maßnahmen, um die dramatischen Auswirkungen unserer Ernährung auf Tiere, Gesundheit, Klima, Umwelt und Biodiversität zu begrenzen.
Der Großteil der Menschen in Deutschland befürwortet einer aktuellen Umfrage der Verbraucherorganisation Foodwatch zufolge eine höhere Steuer auf Fleisch, wenn die Mehreinnahmen dazu verwendet werden die Haltungsbedingungen zu verbessern. 36 Prozent der Befragten befürworteten eine Fleischsteuer „sehr“, 34 Prozent sprechen sich „eher“ dafür aus. 28 Prozent lehnen zusätzliche Abgaben auf Fleisch oder sind „stark“ dagegen.
Mehr Tierschutz geht nicht allein über den Markt
Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) hatte Anfang April höhere Steuern auf Fleisch abgelehnt und sich auf den Koalitionsvertrag berufen, in dem vereinbart worden sei, keine Steuererhöhungen durchzuführen. Die Fleischpreise mache nicht er, sondern der Markt. Dem widersprach jüngst der Vorsitzende des Ernährungsausschusses im Bundestag, Hermann Färber: „Mehr Tierwohl geht nicht allein über den Markt.“
Die Steuer kann gleich mehrere Probleme lösen
„Das ist eine klare Handlungsempfehlung an die neue Bundesregierung. Die Steuer kann helfen, gleich mehrere Probleme zu lösen: Sie kann dazu beitragen, Fleischkonsum, Tierleid und Tierbestände zu reduzieren. Außerdem kann sie das Höfesterben aufhalten und Landwirt:innen neue Perspektiven geben. Voraussetzung ist, dass die eingenommenen Gelder direkt in die Transformation der Landwirtschaft fließen“, sagt Christina Ledermann, Vorsitzende des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte.
Umbau der Tierhaltung: konkrete Finanzierungspläne fehlen
Die neue Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag beschlossen, ein Förderprogramm für sogenannte Tierwohlställe auflegen zu wollen und die „notwendigen Mittel für den tierwohlgerechten Stallbau auf Grundlage staatlicher Verträge dauerhaft“ bereitzustellen. Es fehlen jedoch konkrete Pläne, wie der Umbau der Tierhaltung finanziert werden soll.
Borchert-Kommission empfiehlt Fleischsteuer
Eine Abgabe auf tierische Produkte wird schon seit einigen Jahren diskutiert. Das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung, auch Borchert-Kommission genannt, hatte schon 2020 eine Steuer auf Fleisch in Höhe von 40 Cent pro Kilogramm vorgeschlagen. Eine stufenweise Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes auf Fleisch und andere tierische Produkte könnte – nach Einschätzung von Experten – ermöglichen, dass sämtliche geschlossene Stallsysteme ab 2040 wegfallen.
Wahre Kosten besser abbilden
Dies wäre zudem ein einfacher Weg, denn für eine Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes müsste lediglich ein Steuersatz angepasst werden. Eine höhere Mehrwertsteuer auf tierische Produkte würde nicht nur die Finanzierungslücke für den Umbau der Ställe schließen, sie würde auch dazu beitragen, die wahren Kosten von tierischen Produkten besser abzubilden. Außerdem ist sie ein dringend benötigtes Lenkungsinstrument hin zu einer stärker pflanzenbasierten Ernährung.
Nötig ist Kombination mehrerer Maßnahmen
Doch dies allein reicht nach Ansicht des Tierrechtsverband nicht aus, um den klima- und umweltschädlichen Fleischkonsum zu reduzieren. Nötig ist eine Kombination mehrerer Maßnahmen. Um die dramatischen Auswirkungen unserer Ernährung auf unsere Gesundheit, das Klima, die Umwelt und die Biodiversität zu begrenzen, fordert auch die Wissenschaft eine Ernährungsumstellung. Ein Modell, ist die hauptsächlich pflanzenbásierte „Planetary Health Diet“. Um den Konsum von Lebensmitteln bis zum Ende dieses Jahrhunderts emissionsneutral zu machen, ist nach Computersimulationsmodellen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. eine Umstellung auf eine „sehr stark pflanzliche Ernährung“, die Reduktion der Nahrungsmittelverschwendung und eine emissionsärmere Produktion nötig.