Eier sind bei den Deutschen nicht nur zu Ostern beliebt. In Deutschland werden jährlich bis zu 249 Eier pro Kopf verzehrt. Hochgerechnet sind das etwa 20 Milliarden Eier, die jährlich in Deutschland konsumiert werden. Der durchschnittliche Eierkonsum umfasst nicht nur den direkten Verzehr von Schaleneiern, sondern auch den indirekten Konsum durch verarbeitete Lebensmittel. Zwei Drittel der verzehrten Eier sind in Produkten wie Nudeln, Gebäck, Mayonnaise, Kuchen und anderen Fertigprodukten enthalten. Sie dienen als Bindemittel und als Emulgator in Saucen. Auch in der Rinde von Hartkäse kann Ei enthalten sein, ebenso wie in Impfstoffen und Medikamenten.
Warum das Ei ein Qualprodukt ist
Der überbordende Eierkonsum ist, wie sollte es anders sein, mit dem Leid von Millionen Tieren erkauft. Auch bei dem bunt gefärbten Osterei trügt die Idylle. Eigentlich sollte sich die Tierqual in den Haltungssystemen inzwischen herumgesprochen haben. Umfragen zufolge bevorzugt die Mehrheit der Deutschen deshalb Eier aus sogenannter artgerechter Haltung. Obwohl die Hennen in der „Freiland-“ und der „Öko-Haltung“ deutlich mehr Platz haben, sind auch hier Tierschutzprobleme die Regel. Der Grund: In allen Haltungsformen wird mit den sogenannten Legehybriden gearbeitet. Diese Hochleistungshennen sind auf eine besonders hohe Legeleistung von etwa 300 Eiern pro Jahr gezüchtet.
Das kurze Leben der „Eierproduzenten“
Da die hohe Legeleistung die Hennen körperlich auszehrt, lässt sie nach 12 bis 15 Monaten nach. Aus diesem Grund werden die Tiere nach etwa einem Jahr geschlachtet und als Suppenhühner vermarktet. Das betrifft in Deutschland über 30 Millionen Hühner pro Jahr. Dabei hat ein Haushuhn eigentlich eine Lebenserwartung von sieben Jahren oder sogar länger. Obwohl die Legebatterien seit 2009 nicht mehr existieren, ändert dies nichts an dem kurzen Leben, in dem die Hochleistungshühner unter der angezüchteten hohen Legeleistung leiden. Nach einer dänischen Studie weisen beispielsweise fast 85 Prozent aller Legehennen schmerzhafte Brustbeinbrüche auf. Ursache dafür sind die hohe Legeleistung und zu große Eier, die von innen auf den Körper der kleinen Hennen drücken.
„Ausschuss“ Hahnenküken
Ähnlich leidvoll ist das Leben der Hähne: Aus den Eiern, die in den Brütereien ausgebrütet werden, schlüpfen zur Hälfte Hühner und zur Hälfte Hähne. Da die männlichen Küken sich nicht für die Mast eignen, besteht kein wirtschaftliches Interesse an ihnen. Sie sind somit überflüssig. Deshalb wurden die männlichen Küken bis Ende 2021 direkt nach dem Schlupf lebendig geschreddert oder mit Gas getötet – das waren jährlich etwa 40 Millionen Küken! Zwar ist seit Januar 2022 das Töten von Eintagsküken in Deutschland verboten. Was als Meilenstein für den Tierschutz gefeiert wurde, ändert sechs Jahre später jedoch nichts am Leid der Tiere. Heute werden die sogenannten Bruderhähne zwar nicht direkt getötet, ihre Lebensperspektive ist es, erst zwölf Wochen gemästet und dann geschlachtet zu werden. Die Alternativen, die sogenannten Zweinutzungsrassen (dies sind Hühner, die Eier legen und sich zur Mast eignen) und auch die geschlechtliche Früherkennung im Ei, haben sich bisher nicht durchgesetzt.
Kein Durchbruch: Bruderhahnaufzucht bedeutet Leid und Tod
Steht auf den Eierkartons im Supermarkt: „Ohne Kükentöten mit Bruderhahnaufzucht“, wird dadurch bei den Verbraucher:innen der Eindruck erweckt, die Hähne hätten ein gutes Leben. Dem ist leider in den meisten Fällen nicht so: Tatsächlich werden jährlich über 17 Millionen Bruderhahnküken nach Osteuropa transportiert, um dort unter teils katastrophalen Haltungsbedingungen gemästet und nach drei Monaten geschlachtet zu werden. Noch absurder ist, dass das Fleisch der Hähne in afrikanische Länder exportiert wird, da es sich in Europa nicht gut verkauft. Die männlichen Hühnerküken der Legerassen setzen langsamer und weniger Fleisch als Hühner der Mastrassen. Vergleicht man das Leben der Bruderhähne mit Bildern gesunder Tiere, wird schnell klar: Was die Tiere in ihrem kurzen Leben erleiden, hat mit „Tierwohl“ und dem Bild, das Verbraucher:innen vermittelt wird, nichts zu tun.
Das Leiden falsch sortierter Hähne
Und es gibt noch ein anderes, weitgehend unbekanntes, Tierleid: die falsch sortierten, verlorenen Hähne. Das sind Hähne, die in den Brütereien versehentlich als weibliche Küken einsortiert werden und in den Legebetrieben unter tausenden von Hennen leben müssen. Die meisten sterben vor Ablauf des sogenannten Nutzungsjahres. Andere werden – als nutzlose Futterfresser – von den Betreibern getötet, wenn sie im Meer der zusammengepferchten Tiere entdeckt werden. Durch das fehlende Sonnenlicht und das Fressen von hoch eiweißhaltigem Legemehl werden die Kämme der Hähne so groß und schwer, dass sie für den Kopf der Tiere kaum noch tragbar sind. Das Gewicht drückt auf ihre Augenlider. Dadurch können sie ihre Augen oft kaum noch öffnen.
Artgerechtes Leben nicht möglich
In einer optimalen Haltung leben Hühner in Gruppen von 4 bis 20 Hennen und einem Hahn in einer klar geordneten Rangordnung zusammen. Der Hahn umsorgt und beschützt seine Hennen, sucht ihnen Futter und greift bei Streitereien schlichtend ein. Wenn nun tausende von Hühnern unter den Bedingungen der industriellen Tierhaltung auf engstem Raum zusammengepfercht sind, können sie weder eine Rangordnung herstellen noch ihr Sozialverhalten ausleben. Die Hähne – ihrer Natur gemäß bestrebt, Frieden und Sicherheit in der Gruppe zu bewirken – sind unter solchen Bedingungen hoffnungslos überfordert. Sie können sich nicht gegen die Attacken der Hennen zur Wehr setzen. Wenn sie nicht mehr richtig sehen können und durch Verletzungen und Entzündungen geschwächt sind, gehen sie gänzlich unter.
Große Not
Männliche Küken sind der Ausschuss, der bei der Eierproduktion anfällt. Sowohl bei der industriellen Eierproduktion als auch bei privaten Hühnerhalter:innen werden die überschüssigen Hähne fast immer geschlachtet. Wie groß die Not ist, zeigt sich auch daran, dass es unzählige Anzeigen von Menschen gibt, die für ihre Hähne ein schlachtfreies Zuhause suchen.
Wir gründen eine Hahnen-WG – bitte helfen Sie mit!
Deshalb hat Menschen für Tierrechte zu Ostern das Projekt „Hahnen-WG – Retten Sie zu Ostern einem Hahn das Leben“ gestartet. Dafür bitten wir um Ihre Unterstützung. Wenn Hähne in einer Herde ohne Hennen gehalten werden, sind sie untereinander nicht aggressiv. Menschen für Tierrechte hat einen Platz, es fehlt aber das Geld für den Bau der Zäune. Außerdem brauchen die Hähne ein sicheres Haus und einen Sichtschutz, damit sie die Hennen nicht sehen können.
Pflanzliche Alternativen statt tierischer Produkte
Eine Hahnen-WG ändert zwar nichts Grundsätzliches an der Ausbeutung der Tiere. Mit der Einrichtung der WG will Menschen für Tierrechte aber nicht nur einige Hähne retten, sondern auch darauf aufmerksam machen, wieviel Tierleid bei der Eierproduktion entsteht. Und zum anderen konkret aufzeigen, dass es ohne kulinarischen Verzicht möglich ist, auf Eier zu verzichten. Wer es ernst meint mit dem Tierschutz, greift statt zu tierischen Produkten zu pflanzlichen Alternativen.
Hier können Sie einem Hahn das Leben retten – bitte spenden Sie für die Hahnen-WG.