Allgemein Wildtiere und Exoten

Wolf-Bashing: Schuld trägt der Mensch

Im aktuellen Koalitionsvertrag machen CDU/CSU und SPD keinen Hehl daraus, wie sie mit dem Wolf verfahren wollen. Dort heißt es:

„Wir unterstützen den Herdenschutz und setzen den Vorschlag der EU-Kommission zur Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes in der europäischen Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie unverzüglich in nationales Recht um. Mit den notwendigen Änderungen des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG) sorgen wir für eine rechtssichere Entnahme von Wölfen. Wir nehmen den Wolf umgehend ins Jagdrecht auf und erneuern dabei das Bundesjagdgesetz (BJagdG) punktuell.“

Die Bundesländer haben in der Sitzung des Bundesrates am 11. April 2025 zusätzlich einen Entschließungsantrag verabschiedet, in dem sie fordern, den Wolf noch schneller bejagen zu können. Hauptgrund sind die Beschwerden von Schaf- und anderen Weidetierhaltern wegen der Gefahr von Wolfrissen.

Doch ist das gerechtfertigt?
Nach der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (dbb) leben in Deutschland 161 Rudel, 43 Paare und 21 Einzeltiere. Die Zahl der vom dbb dokumentierten Übergriffe auf „Nutz“tiere lag 2021 unter 1.000, die Anzahl der getöteten „Nutz“tiere bei etwa 3.400.

In über 80 Prozent der Risse fehlten korrekte Herdenschutzmaßnahmen
3.374 Weidetiere sind umgerechnet 0,0004 Prozent der Tiere, die jährlich in Deutschland getötet werden. In über 80 Prozent dieser Fälle waren keine korrekt angewandten Herdenschutzmaßnahmen vorhanden. Daraus folgt, dass bei den meisten Wolfsübergriffen die Tierhalter:innen verantwortlich für die Übergriffe sind, weil sie ihre Tiere nicht ausreichend schützen. Untersuchungen zeigen, dass fachgerechte Herdenschutzmaßnahmen die effektivste Möglichkeit sind, um Übergriffe von Wölfen zu reduzieren.

Vergleich zeigt Unverhältnismäßigkeit
Zum Vergleich: In Deutschland sterben jährlich nahezu eine Milliarde Tiere. 752.600.000 sogenannte Nutztiere werden geschlachtet, mehr als 150 Millionen verenden vor Erreichen des Schlachthofes an den Haltungsbedingungen. Hunderttausende werden wegen Tierseuchen vorsorglich gekeult, kommen bei Stallbränden ums Leben, sterben bei Tiertransporten oder weil sie von schlecht gesicherten Weiden entlaufen. Nicht zu vergessen, die über 2,5 Millionen Tiere, die in Tierversuchen sterben, bei der Jagd (4 Millionen) oder bei Wildunfällen (227.000).

Der Mensch tötet Tiere aus ökonomischen Gründen
Doch es sind nicht nur die Zahlen: Der Wolf tötet aus Instinkt. Der Mensch tötet Tiere aus ökonomischen Gründen oder aus Spaß. Tierschutz ist uns ein wichtiges Anliegen, betonen Politiker:innen. Nutztierhalter:innen lamentieren, wie sehr ihre Tiere bei Wolfsrissen leiden. Ganz anders sei dies bei der Schlachtung. Da gelten strenge Maßstäbe. Bei Verstößen handele es sich um bedauerliche Einzelfälle. Einzelfälle? Studien und die Datenbank von Tierschutzskandalen belegen das Gegenteil.

Wolf wird der Öffentlichkeit zum Fraß vorgeworfen
Statt sich um die millionenfachen Tierschutzverstöße in der sogenannten Nutztierhaltung zu kümmern, werfen Parteien und Verbände den Wolf der Öffentlichkeit zum Fraß vor. Über alles andere hüllt man einen Mantel des Schweigens. Und die Medien spielen mit. Und hat man sich des Wolfes wieder einmal entledigt, liegt schon eine Liste mit weiteren „Problem-Tieren“ in der Schublade.

Wertvolle Schlüsselart
Einen anderen Blick hat auch der Förster Hendrik von Riewel. Er hält den Wolf für eine „ökologisch wichtige und wertvolle Schlüsselart“. Würde der Wolf in weniger dicht besiedelten Regionen wieder heimisch, würde dies dem Wald ökologisch nützen, um Rehe, Wildschweine und Co zu regulieren.