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24. März 2025: Statt Massentötungen: Wir brauchen eine zeitgemäße Strategie zur Tierseuchenbekämpfung

Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche im Januar und die Tötung von mehr als 200 Tieren hat die Diskussion um die Massenkeulung von Tieren und das bestehende Impfverbot neu entfacht. Menschen für Tierrechte und vier weitere Tierschutzorganisationen fordern den Vorsitzenden der Agrarministerkonferenz in einem Brief auf, das bisherige Standardvorgehen bei der Tierseuchenbekämpfung kritisch zu überprüfen und den Weg für eine neue, zeitgemäße Strategie freizumachen. Statt Massentötungen und Impfverbot muss eine neue Strategie Tests, Impfungen und die Behandlung betroffener Tiere umfassen.

Beim Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) im Januar im Kreis Märkisch-Oderland wurden mehr als 200 Tiere im Umkreis getötet, ohne das Ergebnis der Tests abzuwarten. Das heißt, es wurden höchstwahrscheinlich auch gesunde Tiere getötet. Erkrankte Tiere werden grundsätzlich nicht behandelt. Dabei wäre eine Behandlung im Falle der MKS und auch eine Impfung grundsätzlich möglich (1). Aus Sicht der Tierschutzorganisationen widersprechen das Festhalten an Keulung und Impfverbot nicht nur dem Wissenszuwachs seit der MKS-Krise von 2001, sie sind auch ethisch untragbar. Weiterhin bestehen erhebliche tierschutzrechtliche Bedenken im Hinblick auf das Staatsziel Tierschutz.
„Das bisherige Vorgehen orientiert sich vor allem am Abwenden eines möglichen ökonomischen Schadens derer, die diese Tiere wirtschaftlich nutzen und nicht an den Interessen der erkrankten oder gefährdeten Tiere. Marktwirtschaftliche Gründe allein, insbesondere die Wahrung von Exportmöglichkeiten, sind jedoch kein „vernünftiger Grund“ zur Tötung der Tiere. Die EU erlaubt schon seit Jahren eine echte Schutzimpfung. Doch Deutschland setzt diese Möglichkeit nicht um“, kritisiert Christina Ledermann, Vorsitzende von Menschen für Tierrechte.
Der wissenschaftliche Ausschuss für Tierschutz und Tiergesundheit der EU hatte bereits 1999 die Chancen des Impfens und Testens – verbunden mit drei Monaten Handelsrestriktionen – als zukunftsweisende Strategie benannt und dies den Gesetzgeber:innen empfohlen. Die EU hat darauf u.a. mit der VO (EU) 2016/429 reagiert. Diese erlaubt den Mitgliedsstaaten seit 2016 eine echte Schutzimpfung. Dennoch gilt in Deutschland noch immer ein Impfverbot.

Auch der Bundesverband für Tiergesundheit e.V. und die Bundestierärztekammer e.V. sprachen sich im November 2024 in einem gemeinsamen Positionspapier nachdrücklich dafür aus, „Impfungen als ein bedeutendes Instrument in strategischen Ansätzen zur Tierseuchenbekämpfung zu verankern“. Die präventive Tötung gesunder Tierbestände im Falle von Ausbrüchen erscheine aus Gründen des Tierschutzes, der Nachhaltigkeit und der Ernährungssicherung nicht mehr zeitgemäß.
Vor diesem Hintergrund fordern die Tierschutzorganisationen die Erarbeitung einer zeitgemäßen Strategie bei der Tierseuchen-Bekämpfung. Diese sollte den drei Punkten „Testen, Impfen und Heilen statt Töten“ gerecht werden.

Hier können Sie sich den Brief sowie das ausführliches Hintergrundpapier „Die Maul- und Klauenseuche: Fakten, Maßnahmen, Kritik“ der Initiative „Schützen statt töten“ als PDF herunterladen.

(1)Ursächlich ist die MKS selbst zwar nicht behandelbar ist. Eine Heilung ist aber möglich, indem man schmerzlindernde und fiebersenkende Mittel einsetzt und die Sekundärinfektionen behandelt.  Die Impfstoffe lassen sich herstellen bzw. sind vorhanden. Wichtig ist jetzt, dass sie auch für allgemeine Schutzimpfungen oder Notschutzimpfungen (statt nur für Suppressivimpfungen) zugelassen werden.


Pressestelle Menschen für Tierrechte
Christina Ledermann
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de


Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Ernährungs- und Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Mit dem Projekt Ausstieg aus der Tierhaltung zeigt er Landwirt:innen Alternativen auf, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.