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Tötung von Straßentieren in der Türkei: Wir fordern ein sofortiges Moratorium

Gemeinsame Erklärung internationaler Tierschutzorganisationen: Tötung von Straßentieren in der Türkei: Hunderte Tierschutzorganisationen fordern ein sofortiges Moratorium

Warum eskaliert die Situation für Straßentiere in der Türkei? Wer hat die Gesetzesänderungen beschlossen? Welche Folgen hat das neue Gesetz für Hunde und Katzen? Was muss jetzt geschehen? Die Türkei hatte jahrelang eine der fortschrittlichsten Tierschutzgesetzgebungen weltweit.

Doch eine drastische Gesetzesänderung vom 2. August 2024 hat dies ins Gegenteil verkehrt. Seitdem werden Tausende Straßenhunde und -katzen aus ihren Lebensräumen entfernt, in überfüllte staatliche Lager gesperrt oder auf grausame Weise getötet. Die türkische Regierung begründet diese Maßnahmen mit dem Schutz der öffentlichen Sicherheit, doch Tierschutzorganisationen aus der Türkei, Europa und weltweit sehen darin eine systematische und skrupellose Auslöschung der Straßentierpopulation. Die Lage ist alarmierend: Jahrelang stellte der türkische Staat finanzielle Mittel für Kastrationsprogramme und Tierheime bereit, um die Population von Straßentieren nachhaltig zu kontrollieren. Doch Misswirtschaft, Korruption und politische Machtkämpfe führten dazu, dass viele Kommunen – insbesondere in Oppositionsgebieten – diese Mittel zweckentfremdeten. Während die Tierpopulation unkontrolliert anwuchs, häuften sich tragische Vorfälle mit aggressiven Hunden. Anstatt die versäumte Umsetzung der Tierschutzmaßnahmen zu korrigieren, wurde ein radikaler Kurswechsel beschlossen, der nun zu Masseninhaftierungen und systematischen Tötungen von Tieren führt. Das türkische Ministerium für Land- und Forstwirtschaft hat die Maßnahmen weiter verschärft: Ein offizielles Schreiben an alle 81 Provinzgouverneure fordert die sofortige Umsetzung der neuen Regelungen.

Es wurde klargestellt, dass das Einsammeln von Straßentieren nicht bis 2028 hinausgezögert werden könne. Gemeinden, die weiterhin Straßentiere dulden, werden mit einer hohen Geldstrafe von 71.965 Lira pro Tier belegt. Der immense finanzielle Druck führt dazu, dass kommunale Mitarbeiter mit brutalen Methoden vorgehen:

Hunde und Katzen – selbst solche mit Besitzern – werden aus privaten Grundstücken entfernt, trächtige Hündinnen betäubt und über den Boden geschleift. Besonders erschütternd sind die Zustände in den staatlichen Auffanglagern. Hunderte Hunde wurden dort unter leichter Betäubung lebendig in Plastiksäcke gesteckt und in Mülltonnen entsorgt. Zeugenaussagen und Videoaufnahmen dokumentieren, dass Tiere öffentlich in Müllpressen geworfen wurden. Diese Praktiken sind nicht nur grausam, sondern stellen einen Verstoß gegen fundamentale ethische Grundsätze dar. Geänderte gesetzliche Bestimmungen.

Die jüngsten Änderungen im Tierschutzgesetz betreffen insbesondere folgende Paragraphen:

• Artikel 6: Die zuvor vorgeschriebene Kastration und Rückführung von Straßentieren in ihre angestammten Gebiete wurde aufgehoben. Stattdessen dürfen Tiere nun dauerhaft in Auffanglager verbracht werden, ohne Aussicht auf Rückkehr.
• Artikel 7: Die Definition von „gefährlichen Tieren“ wurde erweitert, was es Behörden erleichtert, Tiere ohne individuelle Gefährdungsprüfung zu entfernen.
• Artikel 21: Die Strafen für das Aussetzen von Tieren wurden reduziert, was zu einem Anstieg der Anzahl herrenloser Tiere geführt hat.

Gemeinsame Forderungen internationaler Tierschutzorganisationen
Als Vertreterinnen und Vertreter von Tierschutzorganisationen weltweit fordern wir mit dieser Erklärung:

  • Ein sofortiges Moratorium für die Masseneinlieferung und Tötung von
    Straßentieren.
  • Die Wiederaufnahme und den Ausbau von Kastrations- und Adoptionsprogrammen als nachhaltige Lösung.
  • Die Einhaltung internationaler Tierschutzstandards durch unabhängige
    Kontrollen.
  • Transparenz und Dialog mit nationalen und internationalen
    Tierschutzorganisationen.

Die unterzeichnenden Organisationen appellieren an die internationale Gemeinschaft, politische Entscheidungsträger, Medien und die Zivilgesellschaft, über diese systematischen Tötungen zu berichten und Druck auf die türkische Regierung auszuüben. Nur durch öffentliche Proteste und internationale Aufmerksamkeit kann ein Umdenken erzwungen werden.

Menschen für Tierrechte hat das Moratorium bereits mitgezeichnet.