Am 19. Februar 2025 hat der konservative EU-Kommissar für Agrarpolitik Christophe Hansen seine „Vision für Landwirtschaft und Ernährung“ vorgestellt. Diese Grundzüge sollen nicht nur die laufende Legislaturperiode, sondern die EU-Landwirtschaft in den nächsten 15 Jahren prägen. Die gute Nachricht: Hansen will die lange veralteten Tierschutzvorschriften, einschließlich des Käfigverbots, überarbeiten. Ziel sind strengere Tierschutzstandards auch für importierte Produkte und die Einführung einer Tierschutzkennzeichnung.
Fehlt: Strategische Ausrichtung für eine nachhaltige Produktion
Die schlechte Nachricht: Mit diesen Plänen verabschiedet sich die EU-Agrarpolitik vom „Grünen Deal“. Es fehlt eine strategische Ausrichtung hin zu einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion. Klimawandel und der Artenverlust ist vor allem Mittel zum Zweck, um die Lebensgrundlagen der Landwirtschaft zu erhalten. Es fehlen die im Grünen Deal genannten festen Ziele, um den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden zu verringern und den Ökolandbau zu fördern. Damit fehlen auch konkrete Ziele für den Klimaschutz. Dabei wären die dringend nötig: Mindestens elf Prozent der CO₂-Emissionen in Europa stammen aus der Landwirtschaft. Hansen setzt stattdessen auf Freiwilligkeit bei den Bauern. Die Andeutung, dass Direktzahlungen im Gegensatz zu gezielten Zahlungen ein Schlüsselelement der Gemeinsamen Agrarpolitik GAP bleiben sollen, ist eine verpasste Gelegenheit, mit öffentlichen Gelder endlich gezielt eine nachhaltige und tierschutzkonformere Landwirtschaft zu fördern.
Keine Pläne für pflanzliche Ernährungswende
Der Plan gibt auch keine Antwort darauf, wie der Wandel hin zu einer pflanzlichen Ernährung erreicht werden soll. Im Gegensatz zu den Beschlüssen des Strategischen Dialogs sieht Hansens Plan auch keine Maßnahmen vor, wie eine gesunde und nachhaltige Ernährung für die Verbraucher zugänglich und erschwinglich gemacht werden kann. Dies überlässt Hansen den lokalen Behörden. Der im September 2024 abgeschlossene Strategischen Dialog über die Zukunft der EU-Landwirtschaft hatte auch vorgesehen, dass die EU mehr in Entwicklung und Förderung pflanzenbasierter Alternativen investieren soll. Immerhin erkennt Hansen an, dass die EU einen umfassenden Plan für die „Diversifizierung der Proteinquellen“ benötigt. Die EU-Kommission will den Plan auf einem Expertentreffen im März konkretisieren und bis 2026 einen Vorschlag vorlegen. Zusammen mit seinem europäischen Dachverband, der Eurogroup for Animals, wird sich Menschen für Tierrechte dafür einsetzen, dass eine deutliche Verschärfung der Tierschutzstandards und die wichtige pflanzliche Ernährungswende gelingen kann.
Hier lesen Sie die Pressemitteilung der Eurogroup for Animals
Bitte unterzeichnen Sie dazu auch die neue Europäische Bürgerinitiative zur Förderung pflanzlicher Proteine. Vielen Dank.