Menschen für Tierrechte fordert die Stadt auf, ein tierschutzgerechtes Stadttaubenmanagement einzuführen
Die Stadt Worms verwirft – auf Basis falscher Informationen – ihre Planungen für ein tierschutzgerechtes Stadttaubenkonzept. Statt eines Taubenschlags sollen das Fütterungsverbot strenger kontrolliert und die seit Monaten erlaubte Fütterung eingestellt werden. Den freilebenden Haustieren droht damit der Hungertod. Dies erfüllt den Straftatbestand der Tierquälerei sowie der Tötung ohne vernünftigen Grund. Menschen für Tierrechte hat Oberbürgermeister Kessel und Bürgermeisterin Lohr jetzt in einem Offenen Brief aufgefordert, ihren Fürsorgepflichten gegenüber den Tieren nachzukommen und zur Lösung der Probleme ein tierschutzgerechtes Stadttaubenmanagement in Worms einzuführen.
Seit 18 Monaten haben Taubenschützer in Worms eine Ausnahmegenehmigung vom Fütterungsverbot, um die Stadttauben zum zukünftigen Stadttaubenschlag zu locken. Im Schlag sollten die Tiere artgerecht gefüttert und die Eier gegen Attrappen ausgetauscht werden. Dieses sogenannte Stadttaubenmanagement nach dem Augsburger Modell ist eine bewährte tierschutzgerechte Maßnahme zur Bestandsregulierung von Stadttauben. Nun soll die regelmäßige Fütterung bis Ende März eingestellt werden. Den in Aussicht gestellten Taubenschlag soll es nicht geben.
Entscheidung beruht auf falschen Informationen
Als Grund gibt die Stadt an, dass Stadttaubenschläge keinen Einfluss auf die Stadttaubenpopulation außerhalb des Schlages hätten. „Dies ist nicht korrekt. Das Augsburger Modell hat sich seit 30 Jahren bewährt und wird in immer mehr Städten erfolgreich praktiziert. Es ist die bisher einzige erprobte Methode zur effektiven, langfristigen und tierschutzkonformen Stadttaubenregulierung“, sagt Dr. Claudia Gerlach, Biologin und Fachreferentin bei Menschen für Tierrechte. Das Konzept basiert auf der Ansiedlung der Tiere in Taubenschlägen. Nach der Eingewöhnung halten sich die Vögel den Großteil des Tages (ca. 80 Prozent) im Schlag auf und hinterlassen dort den meisten Kot. Damit gehen Anzahl der Tiere und Verschmutzungen an den vorherigen Brennpunkten stark zurück. Außerdem verringert sich durch den Ei-Austausch die Population der im Schlag nistenden Tiere, so dass nach und nach weitere einziehen können. Somit sinkt die Zahl der Tauben auch im weiteren Umkreis.
Effektivität von Taubenschlägen belegt
Dass das Konzept funktioniert, zeigt die deutschlandweite Umfrage von Menschen für Tierrechte. Darin werden betreute Taubenschläge von Behörden und Tierschützern als erfolgreich bewertet und zehn Best-Practice-Beispiele vorgestellt. Ein aktuelles Beispiel ist die Stadt Wien: Nach nur zwei Jahren zeigten sich dort deutliche Verbesserungen im Umkreis des Taubenschlags. Das Augsburger Modell ist ein Gesamtkonzept, bei dem auch Füttern und Brüten außerhalb des Schlags unterbunden werden. Doch auch wenn dies nicht komplett möglich ist, zeigt die Umfrage, dass Stadttaubenschläge wirken: Denn weniger Stadttauben, führen zu weniger Verschmutzung, was wiederum Probleme und Beschwerden an den vorherigen Brennpunkten reduziert.
Stadttauben sind Haustiere
Grundsätzlich sind die Probleme in den Städten menschengemacht: Die Stadttaubenpopulationen setzen sich zusammen aus Nachfahren von Brief- und sonstiger Haustauben sowie aus entflogenen oder ausgesetzten Tauben von Hobbyzüchtern. Ein Gutachten zeigt, dass die Stadttauben nicht weiter verwildern, da sie sich mit den in unseren Breiten vorkommenden Wildtauben nicht verpaaren. Als Haustiere sind und bleiben die Stadttauben von der menschlichen Versorgung abhängig. Die hohe Brutaktivität ist angezüchtet. Die Tiere leiden unter den schwierigen Bedingungen in den Städten an Hunger und nicht artgerechter Nahrung. Aufgrund ihrer Genetik brüten die Tiere dennoch, was zu einer hohen Sterberate insbesondere unter den Jungtieren führt.
Aushungern erfüllt Straftatbestand
Das Einstellen der Fütterung von an Futter gewöhnten Tauben bedeutet den Hungertod für viele Tiere. Dass dies einen Tierschutzverstoß darstellt, wurde in einem ähnlichen Fall in Schweinfurt festgestellt. Demnach erfüllt das Aushungern den Straftatbestand der Tierquälerei sowie der Tötung ohne vernünftigen Grund. Futterentzug führt zu anhaltenden schweren Leiden und Schäden. Schweinfurt hatte sich schließlich für einen Taubenschlag entschieden. „Auch die Stadt Worms muss jetzt Verantwortung übernehmen. Dies gebieten nicht nur Tierschutzgesetz und Landesverfassung, sondern auch die wachsende gesellschaftliche Stellung des Tierschutzes“, fordert Gerlach. Menschen für Tierrechte hat Oberbürgermeister Kessel und Bürgermeisterin Lohr in einem Offenen Brief aufgefordert, ihren Fürsorgepflichten gegenüber Stadttauben nachzukommen und zur Lösung der Probleme ein tierschutzgerechtes Stadttaubenmanagement in Worms einzuführen.
Hier können Sie sich den Offenen Brief als PDF herunterladen.
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Pressestelle Menschen für Tierrechte
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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
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Tel: 02252/830 12 10
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Ernährungs- und Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Mit dem Projekt Ausstieg aus der Tierhaltung zeigt er Landwirt:innen Alternativen auf, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.