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Newsletter Tierrechte: Tierschutzgesetz bleibt TierNUTZgesetz

Newsletter Tierrechte vom 08.11.2024

Inhalt

  • Tierschutzgesetz bleibt TierNUTZgesetz
  • Anbindehaltung: Bündnis fordert Komplettverbot
  • Tiertransporte: Verbot überfällig
  • Nötig: Ersatz für Tierversuche
  • Weltnaturgipfel: Wirtschaft schlägt Naturschutz
  • Tierschutz-Erfolg: Rumänien verbietet Pelztierzucht
  • Termine

Ein Bündnis von Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen forderte Ende September auf einer Bundespressekonferenz, dass die Bundesregierung das Tierschutzgesetz nachschärft.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
fast zwei Jahre zog sich die Reform des Tierschutzgesetzes. Doch leider wird nicht alles gut, was lange währt. Zum einen schrumpfte die Novelle zu einem Reförmchen zusammen, nachdem Wissenschaft, Tierindustrie und Hundezuchtverbände monatelang Druck auf die Regierung gemacht hatten. Zum anderen ist es nach dem Aus der Ampel-Koalition unwahrscheinlich, dass die Reform noch umgesetzt wird. Dabei zeigen die vielen in den letzten Wochen ans Licht gebrachten Tierschutzskandale überdeutlich, wie dringend notwendig eine Reform des Tierschutzgesetzes wäre, ob es um die geschlossenen Schlachthöfe in Oldenburg oder Aschaffenburg geht, den Horror auf Tiertransporten oder um die Tierqual, die hinter „McDonald’s Best Beef“ steckt. Trotz der Krisenstimmung werden wir von Menschen für Tierrechte in unserem Engagement für die Tiere nicht nachlassen. Wir Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen müssen uns jedoch angesichts des ungleichen Kräfteverhältnis von Zivilgesellschaft und Tiernutzer-Lobby und der multiplen Krisen fragen, welche Instrumente wir in Zukunft nutzen wollen, um die Tiere wirkungsvoll vor menschlichen Interessen zu beschützen. 

Positiv: Während sich politisch wenig tut, kommen erfreuliche Nachrichten aus dem Bereich Handel und Ernährung. Nach der gestern veröffentlichten proveg-Studie ist der pflanzliche Warenkorb erstmals günstiger als der tierische. Auch der Fleischkonsum ist hierzulande 2023 zum 5. Mal in Folge gesunken und hat damit einen neuen Tiefstand erreicht.


Anbindehaltung: Bündnis fordert Komplettverbot
Falls die Reform des Tierschutzgesetzes noch kommt, soll die Anbindehaltung von Rindern weitere zehn Jahre erlaubt bleiben. Die saisonale Anbindehaltung, bei der die Tiere über sechs Monate im Stall fixiert werden, soll sogar dauerhaft legalisiert werden. Dabei verstößt diese Qualhaltung längst gegen geltendes Tierschutzrecht. Zehn Organisationen fordern jetzt in einem gemeinsamen Positionspapier, die Anbindehaltung komplett zu verbieten. Für die Bauen und Bewirtschaftung von Almgebieten gibt es Alternativen.

Bitte unterzeichnen Sie auch die neue Bundestagspetition gegen die tierquälerische Anbinde- und Käfighaltung unter: epetitionen.bundestag.de (Hinweis: Um bei Bundestagspetition mitzeichnen zu können, müssen Sie sich zunächst auf der Webseite des Bundestages registrieren)


Tiertransporte: Verbot überfällig
Die unerträglichen Meldungen über Tiertransporte, die an EU-Außengrenzen feststecken, häufen sich. Seit dem 18. Oktober wurden 47 Rinder im Niemandsland an der bulgarisch-türkischen Grenze festgehalten. Die Tiere, eingepfercht auf dem Tiertransporter, hungerten und dursteten tagelang. Etliche Tiere starben. Am 1. November wurden sie schließlich vom Besitzer entladen. Doch noch am selben Abend luden die türkischen Behörden die Tiere erneut auf und brachten sie zum Schlachthof in Edirne. Am nächsten Tag wurden die Tiere ohne Betäubung geschlachtet. Kurz zuvor erlitten 69 trächtige Rinder und Kälber das gleiche grausame Schicksal. Diese Fälle zeigen überdeutlich: Die Horrortransporte in Tierschutz-Hochrisiko-Staaten müssen endlich beendet werden. Auch die Tierschutzbeauftragte Ariane Kari spricht sich für ein Ende der Exporte lebender Tiere aus. Seit über einem Jahr protestiert das Tierschutznetzwerk Kräfte bündeln, dem auch Menschen für Tierrechte angehören, regelmäßig vor dem Bundeslandwirtschaftsministerium. Gestern überreichte das Bündnis einen Offenen Brief an Staatssekretärin Silvia Bender (Grüne). In diesem fordern 150 Jurist:innen ein Verbot auf EU- und nationaler Ebene. Dieses sei nicht nur rechtlich machbar sondern auch geboten.


Nötig: Ersatz für Tierversuch
Mitte Oktober sprach Dr. Christiane Hohensee, Fachreferentin für tierversuchsfreie Methoden beim Bundesverband, bei einer Anhörung vor dem Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses in Berlin. Tierversuche in der Ausbildung seien unnötig, erklärte sie. „Studierende sollten schon im Studium die Möglichkeit bekommen, sich den neuen Methoden zuzuwenden“. Könnten Studierende schon im Studium mit Alternativmethoden arbeiten, würde das dazu beitragen, die Forschung in diesem Bereich voranzutreiben. Forscher sollten außerdem die Ergebnisse von Tierversuchen zwingend in einer Datenbank eintragen müssen. Dann könnten Forscher, die an ähnlichen Projekten arbeiten, schon im Vorfeld prüfen, zu welchen Ergebnissen bisherige Versuche geführt haben.
Hier geht es zur Nachrichtenmeldung.

Weltnaturgipfel: Wirtschaft schlägt Naturschutz
Geld war das große Streitthema des Gipfels – die Weltnaturkonferenz COP16 ist ohne Einigung zur zentralen Frage der Finanzierung des Artenschutzes beendet worden. Auch die EU sprach sich gegen den diskutierten Biodiversitätsfonds aus. Bei der COP16 ging es vor allem um die technische Umsetzung des vor zwei Jahren in Montreal beschlossenen Weltnaturvertrages mit insgesamt 23 Zielen sowie um Finanzierungsfragen. Der Kanzler und der Finanzminister wetteifern anscheinend lieber um die Rettung der Autobranche als um jene der Lebensgrundlagen, kritisierte die Frankfurter Biologin Frauke Fischer. Im Zweifelsfall gelte beim Naturschutz noch immer das zerstörerische Regime der Kurzfristigkeit: Economy First. Immerhin konnten einige Grundsatzentscheidungen getroffen werden wie die Einigung über die enge Verzahnung von Klimawandel und Biodiversität, es gab Fortschritte bei Meeresschutzgebieten und die Rolle indigener Gemeinden wurde durch ein eigenes Gremium gestärkt. Ausführliche Informationen finden Sie in dem Artikel in der ZEIT.

Tierschutz-Erfolg: Rumänien verbietet Pelztierzucht
Am 22. Oktober stimmte das rumänische Parlament mit überwältigender Mehrheit für ein Verbot der Zucht von Chinchillas und Nerzen. Dies sind die einzigen verbliebenen Pelztierindustrien des Landes. Diese historische Entscheidung ist das Ergebnis von fast zwei Jahren politischer Arbeit und Kampagnen verschiedener Tierschutzorganisationen. Rumänien ist damit das 22. Land in Europa, das die tierquälerische Pelztierzucht verbietet.



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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Um Landwirt:innen Alternativen aufzeigen, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können, betreibt Menschen für Tierrechte die Webseite ausstieg-aus-der-tierhaltung. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein.  Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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