Anlässlich der Grillsaison weist der Bundesverband Menschen für Tierrechte in einer mehrteiligen Artikelserie auf das millionenfache Tierleid und die multiplen Folgewirkungen hin, die durch Herstellung und Konsum tierischer Produkte entstehen. Der exzessive Fleischkonsum ist aus ethischen sowie aus Gründen des Klima-, Umwelt- und Artenschutzes abzulehnen. Um die Klimakatastrophe abzuwenden, ist eine drastische Reduktion der Tierbestände und eine Ernährungsumstellung hin zu pflanzlichen Eiweißträgern unabdingbar.
Auch wenn es sich in Deutschland nicht so anfühlte: Der Juni 2024 war laut dem EU-Klimawandeldienst „Copernicus“ global der heißeste Juni seit Beginn der Datenaufzeichnungen. Viele Klimaexperten gehen davon aus, dass die 1,5-Grad-Schwelle ohnehin schon lange nicht mehr zu halten ist. Was viele nicht wissen: Unser derzeitiges Ernährungssystem ist eines der Haupttreiber des Klimawandels und befeuert die Klimakatastrophe.
Klimatreiber Fleisch & Co
Die Forschungen zu Erderwärmung und Klimawandel sind äußerst komplex. Und doch reichen nur wenige Aussagen von Experten weltweit, um eine Ahnung von der immensen Bedrohung durch die weltweiten Klimaveränderungen zu bekommen. Die Experten sind sich einig, dass unsere Ernährung und die Produktion von Nahrungsmitteln, vor allem die industrielle Tierhaltung, dramatische Auswirkungen auf die Ökosysteme haben. Die Produktion von Fleisch, Milchprodukten und Eiern ist aktuell für 84 Prozent der schädlichen Klimagase in der EU-Landwirtschaft verantwortlich. Das sind vor allem Lachgasemissionen aus der Überdüngung der Böden und Methanemissionen aus der Tierhaltung und Güllelagerung. Lachgas ist übrigens 230-mal so klimaschädlich wie CO2.
Der Weltklimarat IPCC stellte in seinem Bericht 2022 fest, dass mehr pflanzliche Ernährung notwendig ist, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und damit den Klimawandel einzudämmen. Laut einer Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) könnte eine Ernährungswende ein entscheidender Hebel sein, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Hinzu kommt die Verschwendung von Agrarflächen: In Deutschland werden derzeit 60 Prozent und weltweit 80 Prozent der Kulturflächen genutzt, um Tierfutter herzustellen. Der konventionelle Anbau auf diesen Flächen ist wiederum für fast 80 Prozent des Verlustes an Artenvielfalt verantwortlich.
Politik und Klimawandel: Falsche Weichenstellungen
Man kann es kaum glauben, aber über 80 Prozent der EU-Agrarsubventionen fließen dennoch in die Produktion tierischer Lebensmittel. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die im April 2024 in der Fachzeitschrift nature food veröffentlicht wurde. Ganz konkret bedeuten diese Zahlen: Bei jährlichen Agrarsubventionen in Höhe von derzeit 55 Milliarden Euro gibt die EU umgerechnet rund 45 Milliarden Euro pro Jahr für Fleisch-, Eier- und Milchprodukte aus. Das zeigt, wie die EU-Subventionspolitik den Umbau zu einem klimagerechten pflanzenbasierten Landwirtschaftssystem behindert.
Nötig: Abgabe auf tierische Produkte
Deswegen fordert nicht nur der Bundesverband Menschen für Tierrechte sondern auch die in der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) vertretenen Naturschutzverbände eine Reduzierung des Fleischkonsums und die Abstockung der Tierbestände. Die Rechnung ist denkbar einfach: Je weniger Tiere für die Erzeugung tierischer Produkte gehalten werden, desto mehr Flächen stehen für pflanzliche Lebensmittel zur Verfügung. Wirksame Mittel sind eine Klima-Abgabe auf tierische Lebensmittel und die Anhebung der Mehrwertsteuer auf Fleisch von aktuell 7 auf 19 Prozent. Diese ist längst überfällig, denn die geringe Mehrwertsteuer subventioniert praktisch klimaschädliche tierische Produkte, während für viele pflanzliche Nahrungsmittel noch immer ein erhöhter Steuersatz bezahlt werden muss. Deswegen muss gleichzeitig die Mehrwertsteuer auf gesunde und klimafreundliche Lebensmittel, wie Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte, gesenkt werden.
Die Zeit zu handeln ist JETZT
Unser derzeitiges Ernährungssystem – allen voran die industrielle Tierhaltung – ist mit den planetaren Grenzen nicht vereinbar. Es erzeugt nicht nur millionenfaches Tierleid, sondern heizt auch sprichwörtlich die Klimakrise an. Dieses System ist darüber hinaus der größte Treiber für Entwaldung, Landnutzungsänderungen, Wasserverschwendung und Umweltverschmutzung. All dies müsste nicht sein. Eine klimafreundliche Landwirtschaft ist möglich. Jeder einzelne von uns hat es in der Hand, weiterhin jeden Tag das Leid der Tiere und damit auch die Auswirkungen des Klimawandels mitzufinanzieren – oder eben nicht. Wir müssen erkennen, dass die Bedrohung des Klimawandels für die gesamte Erde aufs Engste mit unserem Umgang mit den Tieren verknüpft ist. Mit unserem exzessiven Konsum an tierischen Produkten sägen wir an dem Ast, auf dem wir sitzen. Liebe Leserinnen und Leser, nehmen Sie die diesjährige Grillsaison zum Anlass, auf eine klimafreundliche Ernährungsweise auf pflanzlicher Basis umzustellen – für sich selbst, für die Tiere, für unseren Planeten.