In einem renommierten neurowissenschaftlichen Institut wurden nach Angaben von Tierrechtsorganisationen Affen und Ratten in Tierversuchen gequält. Fälle wie diese weisen unter anderem auf mangelnde Kontrollen durch die Behörden hin und zeigen einmal mehr, dass in den Neurowissenschaften verstärkt an tierfreien Methoden geforscht werden muss. Tatsache ist, dass für die Hirnforschung heute viele moderne und tierfreie bildgebende Verfahren zur Verfügung stehen. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte beschäftigt sich seit Jahren mit Missständen, die durch mangelnde Prüfungen entstehen können.
Schwerwiegende Vorwürfe: Unfachmännische Operationen und unkundiges Personal
Bereits 2023 hatten Tierrechtsorganisationen den zuständigen Behörden massive Tierschutzverstöße in dem renommierten Frankfurter Ernst-Strüngmann-Institut für Neurowissenschaften gemeldet. Es ging unter anderem um Schädeloperationen zur Integration von Gehirnimplantaten durch unkundiges Personal und um tierquälerisches Vorenthalten von Flüssigkeiten gegen Durst. Flankiert wurde dieser Fall durch Tierquälereien an Ratten. Es liegen Whistleblower-Informationen und Bildmaterial vor, die die Vorwürfe belegen. Der Vorwurf einer unfachmännischen Operation an Affen ist besonders schwerwiegend.
Mangelnde Kontrollen und abweichende Durchführungen
Dass es nach der Genehmigung eines Tierversuchs an der Umsetzung hapern kann, zeigte nicht zuletzt eine Recherche des Norddeutschen Rundfunks. Hiernach wurden in Versuchslaboren in zahlreichen Bundesländern Tieren mehr Leid zugefügt als die Behörden in der Genehmigung der Tierversuchsanträge erlaubt hatten. Fakt ist: Veterinärbehörden führen viel zu wenig Kontrollen durch – unter anderem aufgrund Personalmangels. In Einrichtungen, in denen Primaten gezüchtet, gehalten oder verwendet werden, muss nach Paragraph 16 Abs. 1 Satz 1 Nr. 3 und Sätze 2 bis 7 Tierschutzgesetz (TierSchG) eine Besichtigung in jährlichen Abständen erfolgen. Jedoch deckt eine einmalige Besichtigung pro Jahr, vielleicht auch noch nach vorheriger Ankündigung, Missstände erst gar nicht auf, zumal sie nicht selten im Verborgenen stattfinden.
Der Bundesverband Menschen für Tierrechte beschäftigt sich seit Jahren mit Missständen, die durch mangelnde Prüfungen entstehen können. In seiner Stellungnahme zum Gesetzentwurf des Tierschutzgesetzes machte er klar, dass die eklatanten gesetzlichen Defizite in diesem Bereich dringend behoben werden müssen, schon allein, um die Mindestanforderungen der EU-Tierversuchsrichtlinie endlich korrekt in Deutschland umzusetzen.
Neuroversuche der Grundlagenforschung zuzuordnen
Im Jahr 2022 wurden 1.828 Javaneraffen überwiegend in gesetzlich vorgeschriebenen Tierversuchen eingesetzt. 215 Marmosetten oder Tamarine, 69 Rhesusaffen und sieben Halbaffen wurden vor allem in der Grundlagen- oder translationalen bzw. angewandten Forschung verwendet. Die Grundlagenforschung ist zweckfrei und erweitert lediglich den Erkenntnisgewinn. Die angewandte Forschung konzentriert sich auf ein spezifisches praktisches Ziel. Die translationale Forschung überführt neue Forschungserkenntnisse aus dem Labor in die klinische Praxis.
In der Hirnforschung neue Wege gehen
Tatsache ist, dass der Hirnforschung heute viele moderne und tierfreie bildgebende Verfahren zur Verfügung stehen. Diese ermöglichen, verschiedene Hirnregionen direkt am Menschen zu untersuchen, z. B. per Computertomografie (CT), Positronen-Emissions-Tomographie (PET) oder funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT). Auch gibt es Ansätze mit Computermodellen, wie das „Human Brain Project“. 100 namhafte Forscherinnen und Forscher weisen den Weg in die Neurowissenschaften mit digitalen Technologien. Deren Ergebnisse sollen Neurowissenschaftlern Untersuchungen an einem „virtuellen menschlichen Gehirn“ auf Superrechnern ermöglichen. Da stellt sich tatsächlich die Frage, warum Labore immer noch an Affen und Ratten forschen, obwohl die Technik so viele Möglichkeiten bietet. Rechtfertigen die Erkenntnisse der Grundlagenforschung die leidvollen Versuche?
Quellen
https://www.fr.de/frankfurt/anzeige-wegen-tierquaelerei-gegen-institut-in-frankfurt-93143881.html
https://www.berlin.de/lageso/gesundheit/veterinaerwesen/tierschutz/ueberwachung/
https://www.humanbrainproject.eu/en/follow-hbp/news/2024/04/24/roadmap-digital-neuroscience/
Pressestelle Menschen für Tierrechte:
Christina Ledermann
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de
Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Severinusstr. 52, 53909 Zülpich
Tel: 02252/830 12 10
www.tierrechte.de
www.ausstieg-aus-der-tierhaltung.de
www.invitrojobs.de
www.satis-tierrechte.de
www.stadttauben.de
Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Ernährungs- und Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Mit dem Projekt Ausstieg aus der Tierhaltung zeigt er Landwirt:innen Alternativen auf, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.