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16. Dezember 2022: Künstliche Intelligenz statt Tierversuche

In der aktuellen Ausgabe der „Arbeitsgruppe im Portrait“ stellt der Bundesverband Menschen für Tierrechte die wegweisende Arbeit des US-Bioinformatikers Dr. Ignacio Tripodi vor. Der Wissenschaftler nutzt Künstliche Intelligenz (KI), um Computersysteme zu entwickeln, mit denen Tierversuche für Giftigkeitsprüfungen beendet werden können. So können perspektivisch die qualvollen Tests an lebenden Tieren abgeschafft und die Risiken besser vorhergesagt werden.

Etwa 23 Prozent der sogenannten Versuchstiere in Deutschland sterben in qualvollen Giftigkeitsprüfungen. Bei diesen gesetzlich vorgeschrieben Tests wird die mögliche Giftigkeit (Toxizität), etwa von Substanzen aus Haushaltsprodukten, direkt am Tier geprüft. Um diese leidvollen Tests zu beenden, ist die Entwicklung neuer tierversuchsfreier Verfahren zentral. Dr. Ignacio Tripodi vom US-Unternehmens Sciome LLC. mit Sitz in North Carolina nutzt Künstliche Intelligenz (KI), um Computersysteme zu entwickeln, mit denen Tierversuche in Giftigkeitsprüfungen beendet werden können.

Chemikalien mit Hilfe von Computeranalysen verstehen
Um die Reaktion von Chemikalien mit Hilfe von Computeranalysen zu verstehen, arbeitet er mit Informationen über molekulare auslösende Ereignisse und bestimmte Schlüsselereignisse in Zellen, Geweben oder Organen. Grundlage ist die sogenannte AOP-Konzeption, bei der biologische Vorgänge betrachtet werden, die über mehrere Schritte zu schädlichen Effekten führen. Dafür kombiniert Tripodi beispielsweise Daten aus der Humanbiologie, Toxikologie und Biochemie mit Informationen aus menschlichen Zellen.

KI optimiert Risikobewertung
In einem internationalen Kooperationsprojekt unter Beteiligung der OECD werden diese Ereignisse erforscht, ihre Richtigkeit überprüft und in einer frei zugänglichen Datenbank dokumentiert. Die Daten stellen eine wichtige Grundlage für die derzeit erarbeitete neue Vorgehensweise für die Risikobewertung dar. Durch die Programmierung des Wissenschaftlers werden diese AOPs durch den Computer in testbare Hypothesen umgewandelt. Dies maximiert das Informationspotenzial der AOPs. Mit seiner Programmierung kann auch so die Giftigkeit von Chemikalien vorhergesagt werden, deren Toxizitätsmechanismen bisher unbekannt waren.

Humanspezifische Daten vermeiden Informationsverlust
Der Bioinformatiker kombiniert verschiedene Arten von KI-Techniken und schafft so einen „virtuellen Assistenten“, auf den der Mensch noch Einfluss hat und mit dem er zusammenarbeiten kann. „Gleichzeitig zeigt die KI dabei beeindruckende Präzision und Erinnerungswerte“, sagt Ignacio Tripodi im Interview mit InVitro+Jobs, dem Wissenschaftsportal des Verbandes. Dabei konzentriert sich der Wissenschaftler seit Jahren auf humanspezifische Daten, um den Informationsverlust durch Übertragung von Ergebnissen von Tiermodellen auf die menschliche Biologie zu vermeiden.

Computer-Toxikologie hilft Tests am Tier zu vermeiden
In den nächsten Jahren wird die sogenannte Computer-Toxikologie immer bedeutender werden. Denn nach dem europäischen „Green Deal“ soll eine Vielzahl von Chemikalien nachgeprüft werden. Um zusätzliche qualvolle Tierversuche zu vermeiden und um die Risiken besser vorhersagen zu können, müssen neue praktikable Methoden wie KI, Experten-systeme und Datenbanken genutzt werden. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich dafür ein, dass solche vielversprechenden Verfahren besser gefördert werden.

Ein ausführliches Interview mit Dr. Tripodi veröffentlicht der Bundesverband Menschen für Tierrechte heute auf seiner Wissenschaftsplattform unter www.invitrojobs.com.

„InVitro+Jobs“, das Wissenschaftsportal des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte zur Unterstützung der tierversuchsfreien Forschung, informiert in seiner Reihe „Arbeitsgruppe im Portrait“ über Wissenschaftler und ihre innovativen Forschungsprojekte. Im Fokus stehen neu entwickelte Methoden, ihre Evaluation sowie der Ausblick, welche tierexperimentellen Versuchsansätze gemäß dem 3R-Prinzip (reduce, refine, replace) reduziert und bestenfalls abgelöst werden können.
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Kontakt:
Projektleiterin InVitro+Jobs: Dr. rer. nat. Christiane Hohensee
Tel.: +49 (0) 30-53026377
E-Mail: hohensee@invitrojobs.com
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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Severinusstr. 52, 53909 Zülpich
Tel: 02252/830 12 10
www.tierrechte.de
www.ausstieg-aus-der-tierhaltung.de
www.ausstieg-aus-dem-tierversuch.de
www.invitrojobs.de
www.satis-tierrechte.de
www.stadttauben.de


Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Ernährungs- und Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion. Mit dem Projekt Ausstieg aus der Tierhaltung zeigt er Landwirt:innen Alternativen auf, wie sie auch ohne sogenannte Nutztiere erfolgreich und nachhaltig wirtschaften können. Um tierversuchsfreie Methoden voranzubringen, veröffentlicht der Verband das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Außerdem unterstützt der Verband das tierschutzkonforme Stadttaubenmanagement und gibt mehrmals im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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