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08. Dezember: Tierschutzforschungspreis: Berlin zeichnet tierversuchsfreies Hormon-Testverfahren aus

Der Bundesverband Menschen für Tierrechte begrüßt die morgige Vergabe des Tierschutzforschungspreises des Landes Berlin. Die mit 30.000 Euro dotierte Auszeichnung geht diesmal an zwei WissenschaftlerInnen von der Charité und einen Forscher des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Sie haben gemeinsam ein tierversuchsfreies Verfahren zur Erkennung hormonwirksamer Substanzen entwickelt. Dieses kann ein wichtiger Baustein bei der Entwicklung einer tierversuchsfreien Teststrategie sein. Eine solche wird dringend benötigt, da die EU plant, Chemikalien verstärkt auf ihre Hormonwirksamkeit zu testen.

Chemikalien oder Arzneimittel können zu Störungen der Schilddrüsenfunktion führen. Dies kann insbesondere in der Schwangerschaft zu ernsthaften Komplikationen für das werdende Kind führen. Ob Substanzen die Schilddrüsen beeinträchtigen, wird bislang an Tieren getestet. Diese Tierstudien gelten jedoch als unzulänglich. Hinzu kommt ein zunehmender Testbedarf, unter anderem aufgrund der EU-Chemikalienpolitik (1). Aussagefähige, humanspezifische in-vitro-Tests fehlen. Hier trifft die Entwicklung von Caroline Frädrich, Prof. Dr. Josef Köhrle von der Charité Berlin und Dr. Kostja Renko vom BfR genau den Bedarf.

Dringend nötig: tierversuchsfreie Teststrategie
„Wir begrüßen, dass dieses Verfahren ausgezeichnet wurde, denn wir brauchen dringend eine tierversuchsfreie Teststrategie zur Erkennung hormonwirksamer Substanzen. Da die EU Chemikalien verstärkt auf ihre Hormonwirksamkeit testen will, besteht aktuell die Gefahr, dass mehr Tierversuche gemacht werden. Dieses Verfahren kann ein wichtiger Baustein für eine solche Teststrategie sein“, sagt Dr. Christiane Hohensee, wissenschaftliche Referentin bei Menschen für Tierrechte und Leiterin der Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs. Um kritische Lücken bei der Entwicklung neuer Chemikalientests zur Störung der Schilddrüsenhormonachse zu schließen, hat die EU-Kommission das Programm ATHENA aufgelegt (2).

Enzyme erkennen hormonwirksame Substanzen
Für die Entwicklung nutzte das Preisträgerteam ein Verfahren zur photometrischen Iodbestimmung und entwickelte hieraus den sogenannten DIO2-HTS-Assay. Dieser erkennt hormonwirksame Substanzen mithilfe eines Enzyms, das an der Schilddrüsenhormonaktivierung beteiligt ist. Dass das Verfahren funktioniert, hat das Forscherteam mit der Untersuchung von 22.000 bekannten und unbekannten Substanzen belegt. Um ihn effektiver zu machen, hat das Wissenschaftlerteam den Assay an das 384-Well-Hochdurchsatz-Screening (HTS)-Plattenformat angepasst.

Der Tierschutzforschungspreis Berlin wird am 9. Dezember zwischen 10:00 und 11:00 Uhr verliehen. Aufgrund der aktuellen Coronalage kann die Preisverleihung mit anschließendem Vortrag über YouTube verfolgt werden.

Weitere Informationen zu dem neuen Verfahren veröffentlicht der Verband auf seiner Wissenschaftsplattform: invitrojobs.com

(1) ec.europa.eu
(2) cordis.europa.eu

Projektleiterin InVitro+Jobs: Dr. rer. nat. Christiane Hohensee
Tel.: +49 (0) 30-53026377, E-Mail: hohensee@invitrojobs.com

Beitragsfoto: Die Mehrkanalpipette ist ein unerlässliches Werkzeug im Labor; mit ihrer Hilfe kann man schnell und exakt definierte Volumina in mehrere Gefäße gleichzeitig einbringen. Foto: Adobe Stock/luchschenF

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Pressestelle:
Christina Ledermann
Tel.: 05840/99 99 790
Mobil: 0179/450 46 80
E-Mail: ledermann@tierrechte.de

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Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Neue Geschäftsstelle: Severinusstr. 52, 53909 Zülpich
Tel: 02252/830 12 10, Internet: www.tierrechte.de


Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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