Eine Kronzeugin bestätigt die tierschutzwidrigen Zustände in der „Schwanenstation“ in Perl und belastet den Leiter Lothar Lorig schwer. Sie berichtet unter anderem von unsachgemäßen medizinischen Behandlungen und Experimenten, die teilweise mit dem Tod der Tiere endeten. Die neuen Erkenntnisse bestätigen die Klage der Tierbefreiungsoffensive Saar (TiBOS e.V.). Diese hatte 2019 die erste saarländische Tierschutzverbandklage gegen die Erteilung der Betriebserlaubnis für die Schwanenstation auf den Weg gebracht – absolut berechtigt, wie die Zeugenaussage jetzt belegt.
Schon fast zwei Jahre dauert der Rechtsstreit um die umstrittene „Schwanenstation“ in Perl, der sich zwischenzeitlich zu einem juristischen Skandal auswuchs. Die aktuellen schriftlichen Aussagen der Kronzeugin bestätigen die tierschutz- und rechtswidrigen Zustände in der Schwanenstation. Die ehemalige Betreiberin, die die Station maßgeblich finanzierte, verlässt die Station und vertraute sich jetzt den Behörden und zwei Anwälten an.
Tiere verendeten qualvoll
Sie berichtet unter anderem von „gruseligen medizinischen Experimenten und Behandlungen“ an den Tieren. So soll der Leiter Lothar Lorig einem verletzten Schwan eine Bein-Prothese gebastelt und anlegt haben – mit dem Ergebnis, dass „das Tier über einen längeren Zeitraum elend verendete“. Außerdem habe er immer wieder Schwäne aufgenommen, obwohl ihm dies von der rheinland-pfälzischen Landesregierung seit Jahren untersagt worden war. Ferner berichtet die Zeugin, dass Lorig systematisch Gesetze aushebelt habe. Zudem habe er sie erpresst und bedroht, als er davon erfuhr, dass sie nicht mehr mitarbeiten wollte. Mittlerweile, so die Zeugenaussage, haben sich alle Unterstützer von Lorig abgewendet. Die ehemalige Betreiberin der Station will die Tierschutzvergehen jetzt juristisch aufklären lassen.
Klagender Verein sollte mundtot gemacht werden
Im Kern ging es bei dem jahrelangen Rechtsstreit darum, dass das saarländische Umweltministerium der Schwanenstation 2019 eine Betriebserlaubnis erteilte, obwohl dort seit Jahren tierschutzwidrige Zustände dokumentiert wurden. Gegen die Erteilung der Betriebserlaubnis reichte die TiBOS e.V. im Frühjahr 2019 die erste saarländische Tierschutzverbandsklage ein. Doch statt die Schwanenstation zu schließen, drohte das saarländische Umweltministerium der TiBOS e.V mit der sofortigen Aberkennung ihrer Klagebefugnis. Daraufhin ergriff die Tierrechtsorganisation alle rechtlichen Mittel und klagte gegen den drohenden Entzug der Klagebefugnis – mit Erfolg.
Tierschutz- und Justizskandal in einem
„Wir haben es hier mit gleich zwei Skandalen zu tun: einem Tierschutz- und einem Justizskandal. Zum einen zeigen die aktuellen Aussagen der Kronzeugin, wie richtig die Klage der TiBOS war. Es war unverantwortlich, dass das saarländische Umweltministerium der Schwanenstation überhaupt eine Betriebserlaubnis erteilte. Der zweite Skandal ist, dass das Umweltministerium nicht gegen den Leiter der Schwanenstation aktiv wurde, sondern gegen die TiBOS. Glücklicherweise scheiterte der Versuch, die TiBOS durch den Entzug der Klagebefugnis mundtot zu machen. Es ist dennoch völlig unverständlich, warum die Behörde allen rechtsstaatlichen Prinzipien zum Trotz versuchte, den Weiterbetrieb der umstrittenen Schwanenstation zu ermöglichen,“ kommentiert Christina Ledermann, Vorsitzende von Menschen für Tierrechte.
„Die eindrucksvolle Entwicklung bestätigt unsere Auffassung so eindrucksvoll wie nur denkbar. Wir werden nun allen rechtlichen Schritten Fortgang geben“, sagt der Rechtsanwalt Dr. Michael Heuchemer, der die TiBOS e.V. vertritt.
Aus ermittlungstaktischen und rechtlichen Gründen können derzeit nicht alle Details des neuerlichen Tierschutz-Skandals genannt werden. Es ist jedoch höchstwahrscheinlich, dass die neuen Erkenntnisse das Verfahren im Sinne der TiBOS e.V. entscheiden werden. Entsprechende Verfahren werden eingeleitet.
Hier finden Sie eine Stellungnahme des Rechtanwaltes Dr. Michael Heuchemer als PDF.
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein und kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Das langfristige Ziel ist eine grundsätzliche Veränderung des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Zülpich (früher Aachen) sind Vereine sowie private Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Dazu verfolgt der Verband einen Masterplan zum Ausstieg aus dem Tierversuch und eine Agrarwende von der tierischen zur pflanzlichen Eiweißproduktion, um das Ende der „Nutztier“-Haltung zu erreichen. Darüber hinaus ernennt der Verband beispielsweise das „Ersatzverfahren bzw. Replace des Jahres“ sowie das: „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und setzt sich mit dem Projekt SATIS für eine humane Ausbildung ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter. Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.
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