Tierversuche

Abgasversuche: Handeln statt Betroffenheit

Die Abgasversuche an Menschen und Affen führten tagelang die Schlagzeilen an. Die involvierten Autokonzerne, vorneweg VW, überschlugen sich in ihrer Fassungslosigkeit und ethischen Betroffenheit. Der VW-Generalbevollmächtigte Thomas Steg sagt: „Wir wollen Tierversuche für die Zukunft absolut ausschließen. Damit so etwas nicht noch einmal passiert“.

Und wir stellen die Frage: Was genau ist diese Aussage den Automobilkonzernen wert?

In den Politiketagen meldet sich ebenfalls das Entsetzen zu Wort. Federführend die Grünen im Bundestag. Auf Antrag der Fraktion fand heute am 2. Februar 2018 eine Aktuelle Stunde zu Abgasversuchen an Menschen und Affen im Bundestag statt. Der Grüne Politiker Harald Ebner (MdB) findet: „Die deutschen Behörden haben nach aktueller Regelung zu wenig Handhabe, Tierversuche wirksam zu begrenzen.“ und folgert, dass alternative Methoden viel zu wenig gefördert würden.
Ebners Fraktionskollege Stefan Gelbhaar hat Strafanazeige wegen Tierquälerei und Körperverletzung gegen die Verantwortlichen bei der Staatsanwaltschaft Aachen gestellt (die Tests an Probanden fanden am Uniklinikum Aachen statt). Tierschutz- und Tierrechtsverbände, darunter auch unser Verband, gehen über das Anprangern der Tierversuche hinaus und formulieren Handlungsmaßnahmen. Diese lauten in der Summe: Investition in tierversuchsfreie Methoden.

Handeln statt Reden
Die Skandalisierung der Abgasversuche kann nicht etwa das Ziel sein, sondern der Weckruf zum Handeln an die politischen Entscheidungsträger, der punktgenau in die laufenden Koalitionsverhandlungen hineinplatzt.

Wir erwarten von der Bundesregierung:

  1.  Einen Gesamtplan für integrierte Verkehrskonzepte, die außer technologischen Innovationen für emissionsarme Autos eine andere Verkehrsinfrastrukturplanung verfolgt
    und selbstverständlich
  2.  Endlich einen Gesamtplan für den Ausstieg aus dem Tierversuch nach dem Modell des niederländischen Abbauplans.

Unsere Forderung ist ebenso einfach wie logisch und liegt der SPD vor. Wir drängen darauf, die Ergebnisse der Sondierungsgespräche im Bereich Forschung bei den aufgezählten prioritären Projekten durch das Projekt „Förderung von Replace-Methoden zur wirksamen Reduktion der Tierversuche“ zu ergänzen. Entsprechend den Vereinbarungen zum Klimaschutz muss der Koalitionsvertrag folgende Vereinbarung enthalten:

Wir werden eine Kommission zur Entwicklung von Replace-Verfahren unter Einbeziehung der unterschiedlichen Akteure aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Tierschutz/Tierrecht einsetzen, die bis Ende 2018 einen Plan mit folgenden Elementen erarbeitet:

  • Ein spezielles Förderprogramm des Bundes zur Erforschung von Replace-Verfahren
  • Weitere Maßnahmen für den Rückgang der Tierversuche (auf der Basis der Richtlinie 2010/63/EU)
  • Eine Gesamtplanung zur Reduktion der Tierversuche einschließlich eines Monitoring- Systems.
  • Die Umsetzung des Aktionsprogramms beginnt in 2019.

Die Automobilkonzerne haben sich mit ihren Stellungnahmen zu Tier- und Menschenversuchen schon so weit aus dem Fenster gelehnt, dass sie gar nicht anders können als diesem Abbauplan aktiv zu unterstützen. Und sie könnten noch was tun, sozusagen als ethisch motivierten Ablass für das verursachte Leiden von Tier und Mensch: Die Gründung eines Forschungsfonds für Tierversuchsfreie (Replace-) Verfahren mit einer angemessen hohen Einlage. Eine Milliarde Euro halten wir keinesfalls für überzogen. Das wäre unsere Antwort auf die Eingangs gestellte Frage: Was genau ist diese Aussage den Automobilkonzernen wert?