Bildung und Tierrechte

Lobbyismus an Schulen

Günter Havlena / pixelio.de

Während einerseits seit Jahren Lobbygruppen der Fleischindustrie, Jagdvereine und Zooschulen auf Schüler und Lehrer mit Fortbildungen und Unterrichtsmaterialien und (versteckten) Werbebotschaften einwirken und damit ihr jeweiliges interessengeleitetes Tierbild ungehindert vermitteln, fristet eine pädagogisch aufbereitete Tierschutzerziehung an deutschen Schulen ein Schattendasein. In Broschüren wie „Das Geflügel: Woher kommen Chicken Nuggets, Putenschnitzel und Co?” wird industrielle Tierhaltung trotz des offensichtlichen, massiven Tierleids als tierfreundlich verkauft.

Die Vermittlung interessengeleiteter Tierbilder

Kritisches Hinterfragen von Massentierhaltung ist in Klassenzimmern offensichtlich nicht erwünscht. Ähnlich ist die Darstellung beispielsweise in dem Heft „Das Schwein – Woher kommt unser Schnitzel?“ (Herausgeber ist „information.medien.agrar e.V.“) Auch hier überwiegt eine positive Darstellung. Gesellschaftliche Debatten über Massentierhaltung werden nicht erwähnt. Schüler müssen aber die Möglichkeit haben, sich kritisch-distanziert mit Themen wie Massentierhaltung auseinanderzusetzen. Und so werden die Kleinsten zu willigen Konsumenten erzogen!

Auch die Jägerschaft ist seit Jahrzehnten aktiv („rollende Waldschulen“ „Lernort Natur-Koffer“). Gerade Kindergärten und Grundschulen sind beliebt, denn Kinder können bei der Argumentation pro Jagd noch nicht Dichtung von Wahrheit unterscheiden. Über die mit der Jagd verbundenen Grausamkeiten gegenüber Tieren schweigt die Jägerschaft im Schulunterricht.

Ausgesprochen aktiv sind die den Zoos angegliederten Zooschulen, die sich auf ihren Bildungsauftrag berufen. Zoos legitimieren ihre Existenz mit ihren definierten Aufgaben „Erholung, Bildung, Artenschutz und Forschung“. Laut dem „Verband zoologischer Gärten e.V“ ist die Hauptaufgabe der Zoopädagogik „in erster Linie der Zooschulunterricht für alle Schulformen und Klassenstufen. Wachsende Bedeutung erlangen Schulungen und Seminare für Studenten und Referendare sowie die Lehrerfortbildungen. Ziel der Arbeit der Zooschulen ist es, Kinder und Erwachsene für den Arten- und Naturschutz zu sensibilisieren; allerdings werden die ethisch relevanten Fragen der Tiernutzung und des Tierschutzes ausgeblendet. Auch das Erlernen spezifischer Tierschutzaspekte sucht man hier vergeblich. Ebenso wird die Frage, ob das lebenslängliche Einsperren aus ethischer und tierschützerischer Sicht gerechtfertigt ist, nicht thematisiert. Ganz im Gegenteil – Zoos tragen dazu bei, Kindern und Jugendlichen ein tierfeindliches Weltbild und ein verzerrtes Bild der Natur zu vermitteln, lernen sie doch bei einem Besuch im Zoo, dass es normal ist, Wildtiere zur Unterhaltung des Menschen einzusperren.