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ASP: Wildschweine als Sündenbock

Foto: Pixabay

Nun ist die gefürchtete Afrikanische Schweinepest (ASP) in Deutschland angekommen. Die für Menschen ungefährliche Tierseuche wurde bei mehreren toten Wildschweinen in Brandenburg bestätigt. Damit verliert Deutschland den Status als „seuchenfrei“. Südkorea und China, der wichtigste Abnehmer, verhängten Importverbote. Erwartungsgemäß fordern jetzt Bauern- und Jagdverbände, die Wildschweine nun noch stärker zu „bejagen“. In Brandenburg wurde die Jagd mit Schalldämpfern erlaubt und in Oder-Spree wird in schwer zugänglichen Gebieten mit Fallen gejagt. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann auch Nachtzielgeräte zugelassen werden.

Bejagung könnte Ausbreitung beschleunigen
Dabei wird sich das Problem durch die Jagd auf Wildschweine nicht lösen lassen – im Gegenteil. Es stimmt zwar, dass Wildschweine an dem Virus sterben. Da sie ortgebunden sind, sorgen sie jedoch nicht für eine aktive Ausbreitung der Krankheit. Eine verstärkte Bejagung könnte die die Ausbreitung stattdessen noch verschlimmern. Denn durch die Jagd werden die Tiere aufgescheucht und verteilen sich. Wildökologen waren davor, dass eine intensive Bejagung die Sozialstruktur der Rotten zerstört, was zu einer stärkeren Vermehrung und zu einer Abwanderung führt. Beides steigert das Infektionsrisiko. Auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) stellten fest, dass die Jagd auf die Tiere die Verbreitung der Infektion nicht aufhalte, sondern sogar beschleunige.

Schuld ist der Mensch
Doch nicht nur die Wildschweine leiden unter dem Ausbruch der Krankheit. Wenn das Virus in Schweinemastbetriebe gelangt, werden tausende von Schweinen getötet. Dabei ist es unwahrscheinlich, dass Wildschweine mit Hausschweinen überhaupt in Kontakt kommen. Die meisten sogenannten Mastschweine werden in hermetisch abgeriegelten Mastanlagen gehalten. Wie sehr die Tiere dort leiden, zeigen die aktuellen Aufnahmen unseres Mitgliedsvereins ARIWA. Stattdessen wird die Seuche durch den Menschen selbst verbreitet, beispielsweise durch weggeworfene kontaminierte Fleischprodukte, die dann von Wildschweinen gefressen wurden. Betreiber von Schweinemastanlagen, die sich im Wald aufhalten oder sogar selbst jagen, verbreiten den Virus zusätzlich. Eine Sofortmaßnahme zur Eindämmung der ASB wäre deshalb ein sofortiger Import-Stopp für Schweinefleischprodukte, Gülle und indirekte Übertragungswege. Auch die Tiertransporte quer durch die EU sind ein großes Risiko und müssten untersagt werden.

Lösung kann nur Agrarwende sein
Der Ausbruch der ASB zeigt einmal wieder, dass wir weg müssen von der industrialisierten Tierhaltung. Es sind die hohen Tierbestände auf engstem Raum, die massive Konzentration in der Schweinehaltung und die Tiertransporte über Landesgrenzen hinweg, die das Virus so gefährlich machen. Statt die Wildschweine als Schuldigen auszumachen, ist es höchste Zeit, die agrarindustriellen Strukturen und die einseitige Ausrichtung auf den Export aufzugeben. Ungefähr die Hälfte der deutschen Schlachtmenge ging zuletzt ins Ausland. Doch hier kann jeder bei sich selbst ansetzen. Vor allem, indem wir aufhören Tierqualprodukte aus Massentierhaltung zu kaufen.